»Wer nicht mehr laufen kann, muss sterben«
Von der Bildungsmisere zu anfänglichem Nachdenken über eine mögliche Pädagogik der Zukunft (Spoiler: Es geht nicht ohne Empathie) - Teil 3/X
Wenn wir die Schulen retten wollen, dann dürfen wir uns laut Alex Beard und pace Obama nicht Südkorea zum Vorbild nehmen. Im dritten Teil seines Buches Wie Kinder gerne lernen, Sich engagieren, beleuchtet Beard weiter den im zweiten Teil erarbeiteten Kontrast zwischen Lernen als Drill und Lernen als Raum zum Atmen.
7. Big Data: Das Leben unter der Lupe
»Wenn du Sex willst, geh an die Uni. Wenn du Bildung willst, geh in die Bibliothek.«
Mit diesem Zitat von Frank Zappa leitet Beard seine Gedanken zu Sich engagieren ein. Und man hat den Eindruck, er würde gerne hinzufügen: Wenn du vom Leben (als Schüler) hart gefickt werden willst, dann inkarniere in Shanghai, Hongkong oder Südkorea.
Nur dass sich Beard solch vulgäre Ausdrücke nicht erlauben würde. Und wahrscheinlich auch nicht von inkarnieren spräche.
Suneung — Das härteste Examen der Welt
Bei den Eintrittsprüfungen zur Universität in Südkorea — Suneung — geht es schlicht um alles. Auf diesen Moment haben die Schüler ihr gesamtes Leben hingearbeitet und -geatmet und hier wird sich die Spreu des Versagens vom Weizen des Erfolgs trennen.1
Die Multiple-Choice-Prüfungen in Koreanisch, Mathematik, Englisch, Biologie, Physik und Geschichte dauern insgesamt 8 Stunden.
Das ganze scheint ein eingespieltes Ritual zu sein, für welches der Lauf des normalen Lebens einen Tag pausiert:
»Die Börse öffnete erst um 10:00 Uhr, damit die Straßen möglichst frei für die Schüler waren. Die Flugzeuge des Landes blieben während der 45-minütigen Hörverständnisprüfung in Englisch am Boden. Die Vögel waren angehalten, nicht zu zwitschern.« (S. 273)
Im Fernsehen werden aufgeregte Eltern interviewt, vorweg gibt es letzte Tipps zu Ernährung und Kleidung für die Prüfung:
»Ernährungswissenschaftler schlugen für den erhöhten Energiebedarf Porridge oder proteinreichen Tofu vor.« (S. 272, m.H.)
Für die Schüler selbst ist das aber natürlich alles kein Spaß, sondern bitterer Ernst:
»Die Stille in der Mensa erinnerte an den Speisesaal eines Klosters. Die Jugendlichen starrten wie Verurteilte mit gesenkten Häuptern in ihre Frühstücksschüsseln. Jeder dachte dabei nur das eine — nicht ersticken.« (S. 272)
Das Hauptproblem aber benennt der von Beard begleitete Schüler wie folgt:
»Wenn wir anfangen zu denken … können wir keine guten Ergebnisse erzielen.« (S. 273)
Daten machen müde
Diese Systeme in Ostasien haben die zuvor bereits thematisierte Drill-Methode perfektioniert — und damit im 20. Jahrhundert eine gewaltige Aufholjagd gegenüber dem Westen hingelegt. Diese Bildungssysteme spucken kognitiv betrachtet deutlich leistungsstärkere Menschen aus, aber was ist der Preis des »schonungslosen Rennen an die Spitze gegeneinander« und der »Zwangsjacke des Erfolgs« für das individuelle Wohlbefinden?
»Im digitalen Zeitalter dreht sich alles um Daten, aber wir müssen uns fragen, was es mit unseren Kindern macht.« (S. 274)
Der aus Südkorea stammende, als Student nach Deutschland gekommene und hier gebliebene Philosoph Byung-Chul Han bezeichnet Südkorea als eine Müdigkeitsgesellschaft par excellence. Die Menschen verbringen von früher Kindheit an ihre wachen Stunden damit, übermüdet zu sein und dennoch Leistung erbringen zu müssen. Sie sind daran gewöhnt. Auch Deutschland ist Han zufolge eine Müdigkeitsgesellschaft, wenn auch vielleicht aus anderen Gründen.2
Was macht das mit uns, vor allem mit unseren Kindern? Gesundheitliche Probleme, psychische Probleme, das Gefühl, das eigene Leben zu verpassen. Südkorea hat »die höchste Selbstmordrate aller OECD-Mitgliedsstaaten, die bei den Teenagern auch noch steigt.« (S. 290)
Beard fragt sich, und lädt uns ein, darüber nachzudenken, ob Daten aber nicht auch »ein Instrument für Zugewandtheit und Kooperation statt Wettbewerb sein könnten« (S. 277).
Zugrunde liegt die oft bemühte Vorstellung, die Technik selbst sei ja neutral und es komme nur darauf an, wie wir sie nutzten. »Guns don’t kill people.« Spielautomaten zwingen niemanden dazu, spielsüchtig zu werden. Wer ein Auto besitzt, kann ja trotzdem Fahrrad oder Bus fahren.
Rein logisch betrachtet stimmt das alles. Aber wo mehr Waffen im Umlauf sind, werden auch mehr Leute abgeknallt. Wer Auto fahren kann, wird immer Gründe finden, dies zu tun. Technik ist nicht neutral. Sie verführt immer dazu, sie zu nutzen, um es sich bequem zu machen.
Zudem liegt Beards Hoffnung auch die gängige Haltung in den Wissenschaften zugrunde:
»Ohne Daten bist du einfach nur jemand mit einer Meinung.« (S. 277)
Das ist zwar nicht ganz falsch, vergisst aber, dass das Gegenteil auch stimmt:
»Mit Daten bist du noch immer nur jemand mit einer Meinung.«
Das können wir daran sehen, dass es trotz gewaltiger Datenmengen zu den allermeisten Dingen, die uns als Menschen wirklich interessieren würden, noch immer sehr viele verschiedene, datengestützte Meinungen gibt.
Der Grund dafür ist, dass Daten nicht die Realität widerspiegeln. Sie zeichnen ein mehr oder weniger abstraktes Modell von der Realität und dieses Modell hängt immer von den Intentionen und Glaubensvorstellungen des Datensammlers ab.3 Zudem beeinflusst dieses Modell dann wiederum die Realität. Das zeigt sich beispielsweise an den PISA-Studien.
Die Auswirkungen des PISA-Schocks
Vor PISA konnten sich scheinbar die Politiker aller Länder dem naiven Glauben hingeben, ihr Schulsystem sei das beste der Welt. Andreas Schleicher, der Vordenker von PISA, räumte mit aller Naivität auf und zwang die westlichen Länder, ihre Unterlegenheit einzusehen. Das ist fast 25 Jahre her. Seitdem versuchen diese Länder, z.B. Deutschland, Großbritannien und die USA, bessere PISA-Testergebnisse zu erzielen, indem sie die Gut-Abschneidenden imitieren, statt sich auf ihre eigenen Stärken zu besinnen und tatsächlich eine bessere Bildung anzustreben.
Das Seltsame daran scheint mir zu sein, dass wir partout die falschen Schlüsse aus den Daten ziehen. Offensichtlich schnitten sehr unterschiedliche Systeme (Finnland, Südkorea) bei PISA gut ab, offensichtlich lag es also nicht so sehr daran, welche Methoden man einsetzte. Vielmehr scheint naheliegend, dass die gut abschneidenden Länder schlicht eine Kultur pflegen, in der Bildung und Leistungsfähigkeit hochangesehene Eigenschaften sind.
Wie so oft ist diese Engstirnigkeit nicht PISA anzulasten. Schleicher selbst stellt schon korrekte Fragen und sieht, dass Mathe- und Lesekompetenzen nicht das einzige sind, worauf es im Leben ankommt.4 Er sieht sehr klar, dass unsere Bildungssysteme auf die Bedürfnisse der Erwachsenen zugeschnitten sind, statt sich zu fragen: »Wie gut werden unsere Schüler auf ihr Leben vorbereitet?« (S. 280)
Sein Doktorvater habe ihn gewarnt, man könne nicht messen, »was in der Bildung wirklich zählt, nämlich die menschlichen Qualitäten.« Es gebe keine weltweiten Tests »für Kunst oder Musik, Wohlergehen oder Beziehungen.« (S. 283)
Der Sinn von Prüfungen
Alex Beard und Byung-Chul Han haben beide Michel Foucaults Ausführungen zum Thema Prüfungen zur Kenntnis genommen:
»Eigentlich gehe es bei Prüfungen nicht darum, das Lernen zu fördern oder Ergebnisse zu messen, vielmehr handle es sich einfach um ›eine qualifizierende, klassifizierende und bestrafende Überwachung.‹« (S. 286, zitiert aus Foucaults Überwachen und Strafen, S. 238)
Der moderne Staat und der moderne Mensch wollen alles überwachen. Das ist ihr Fetisch. Kontrolle ausüben. Über sich selbst. Über die anderen. Alles vermessen. Alles kennen. Macht über alles haben. Wissen ist Macht. Macht ist eine Eigenschaft Gottes. Der moderne Mensch will ein Gott sein. Homo Deus, wie Yuval Harari es catchy ausdrückte.
Aber wir wissen, dass die Strafe für Prometheus’ Raub des Feuers Pandora war, die alle Plagen mit sich brachte und die Hoffnung eingesperrt ließ. Oder, der biblischen Tradition zufolge, die Strafe für den Turmbau zu Babel die große Verwirrung der Sprachen war.
Wenn man zur Kenntnis nimmt, wie das Prüfungsformat des Suneung aussieht, und dass es von den Prüflingen erwartet, »wie Algorithmen zu denken und zu handeln« (S. 289), dass man mithin gute Ergebnisse in Englisch erzielen kann, ohne Englisch sprechen oder schreiben zu können, liegt die Vermutung nahe, dass die koreanischen Schüler nicht wegen, sondern trotz dieser Prüfung erfolgreich sind.
Sie sind bereit, »hart zu arbeiten und für sich alleine zu lernen«. Zudem geben Eltern jährlich zwanzig Milliarden Dollar für private Nachhilfe aus. (Bei ca. 5,8 Mio. Schülern. Zum Vergleich: In Deutschland sind es laut Google 900 Mio. Euro auf 11,4 Mio. Schüler.) Diese findet typischerweise in den späten Abend- und Nachtstunden statt. Wann schlafen diese Schüler eigentlich? Man fühlt sich an eine line von Sido erinnert:
»Es ist wie bei Pferden, wer nicht mehr laufen kann, muss sterben.«
Und, wie eingangs erwähnt:
Südkorea hat »die höchste Selbstmordrate aller OECD-Mitgliedsstaaten, die bei den Teenagern auch noch steigt.« (S. 290)
Meine Schwester hatte viele Jahre lang ein Kalenderblatt in ihrem Zimmer hängen, auf dem der Spruch aus der Bibel stand:
»Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?« (Lukas 9:25)
Als Jugendlicher fand ich den Spruch immer etwas cheesy.5 Lag vielleicht aber auch am begleitenden kitschigen Bild eines Sonnenuntergangs oder so etwas.
Und a propos Kitsch, es geht weder Beard noch mir um den kitschigen Gedanken einer Kuschelpädagogik, nach der alles nett sein und sich schön anfühlen müsse, was jungen Menschen begegnet. Es geht nur um den vollkommen logischen und durch Daten gut dokumentierten Gedanken, dass die alleinige Fokussierung auf kognitive Leistung den Menschen verkümmern lässt. Wenn den koreanischen Schülern als Antwort auf ihre seelische Situation nur einfällt, sie müssten wohl »⁄mehr lernen«, kommentiert das Beard:
»Man kann es als Tugend betrachten. Aber es ist auch Symptom eines erbarmungslosen Systems, das Kindern die Kindheit verwehrt und die Freiräume versperrt, in denen wir Gefühle ausleben, Empathie lernen und unser Wohlbefinden entwickeln.« (S. 292f.)
Die Gefühle sind dadurch aber ja nicht weg. Der Mensch hat nur keinen Zugang zu ihnen und das nimmt ihm die Orientierung. Zudem bewirkt ein Mangel an Empathie einen Mangel an Fähigkeit, mit anderen Menschen zusammen zu wirken. »Teamfähigkeit« ist aber auch wirtschaftlich betrachtet eine der Schlüsselkompetenzen der Zukunft, da sind sich alle einig.
Wer nutzt die Daten wofür?
Beard versäumt es gen Ende dieses Kapitels nicht, noch einmal darauf hinzuweisen, dass man sich bewusst sein muss, dass die gesammelten Daten nicht verschwinden, wenn die Prüfungen vorbei sind. Im Gegenteil horten Regierungen und Unternehmen auf der ganzen Welt Daten über die Menschen in unvorstellbaren Ausmaßen, in der Hoffnung, sie ganz im von Foucault angesprochenen Sinne nutzen zu können: zur Disziplinierung, zur Kontrolle, zur Steuerung und zur Machtausübung. Edward Snowden war einer der ersten, die das Ausmaß dieser Überwachung auch im Westen publik gemacht haben.
Selbst wohlmeinende Intentionen können hier zu spezifischer Kontraproduktivität führen:
»Wenn jede Aktivität, jede Interaktion, jeder Erfolg, jeder Misserfolg genauestens erfasst und gespeichert wird, in einem unentrinnbaren und felsenfesten Archiv, bestünde dann nicht die Gefahr, dass jeder Schultag — und jeder Moment außerhalb der Schule — Suneung zur brutalen Normalität werden lassen? Das ist die Ironie des vollständig erfassten Lebens in den frühen Jahren von Big Data. Die Wurzeln der Prüfungsvorbereitung gründen so tief, dass selbst das Abrücken von Alles-oder-Nichts-Prüfungen noch größeren Druck zur Folge haben könnte.« (S. 308)
Wir können diese Gefahr nachempfinden, wenn wir uns daran erinnern, dass unsere Studiengänge früher während des Studiums recht frei waren und die Noten zwar für die Zulassung zur Prüfung am Ende relevant waren, aber nicht für die Endnote. Im Bachelor/Master-System hingegen erleben die Studenten fast von Anfang an den Stress, dass sozusagen jede Note zählt.
Er würde sich »wirklich Sorgen machen«, wenn aus den PISA-Studien »ein High-Stakes-Test wird«, gibt Andreas Schleicher zu Protokoll — und lässt mich damit an Oppenheimer denken, den Vater der Atombombe und des Manhattan Projects, über den Richard Sennett in Handwerk schreibt, dass sich bei ihm Neugier und Schuldgefühle mischten und dass er in seinem Tagebuch die Worte des indischen Gottes Krishna festgehalten habe: »Ich bin der Tod, der Weltenzerstörer.« Oppenheimer sei ratlos gewesen, wie nach dem Bau der Atombombe damit umzugehen sei. Die Büchse der Pandora lässt sich, einmal geöffnet, nicht wieder verschließen. Homo Sapiens verliert die Kontrolle, wie Harari es formuliert.
Mit Big Data und Künstlicher Intelligenz lassen wir uns derzeit auf den nächsten potentiellen Weltenzerstörer ein, und das paradoxerweise betrieben von lauter Menschen, die das eigentlich für zu gefährlich halten, aber da es sowieso irgendwer tun wird, sei es doch besser, wenn es zumindest Menschen mit Problembewusstsein täten.
(Was unheimlich an die Argumentation von Menschen wie Einstein erinnert, dass die Atombombe sowieso entwickelt werden würde, da sei es besser, sie würde in den USA entwickelt, nicht im Dritten Reich. Was einerseits sicherlich stimmte, aber andererseits haben die USA dann eben doch als einziger Akteur bisher gleich zwei Atombomben über Städten abgeworfen. Dem würde die tragische Ironie entsprechen, wenn Elon Musks KIs es am Ende wären, die uns alle in Büroklammern umwandeln…)
Und andererseits: Wenn wir uns allem Fortschritt mit Blick auf die potentiellen Gefahren verweigerten, daran erinnerte schon der Komiker Dieter Nuhr, würden wir immer noch als Einzeller durch die Ursuppe schwirren und vor uns hinmurmeln:
»Zweite Zelle? Brauch ich nicht.«
Wir erschaffen uns Probleme. Dann lösen wir diese Probleme und unsere Lösungen bringen weitere Probleme mit sich. So ist der Gang der Dinge, der Lauf der Geschichte, und aus einer gewissen Perspektive liest er sich ja auch wie eine einzige Eselei. Zum Beispiel in Egon Friedells Kulturgeschichte der Neuzeit, der ein Talent dafür besaß, die Absurdität der menschlichen Bemühungen um Fortschritt herauszustellen und schon einleitend schreibt:
»Durch die unendliche Tiefe des Weltraums wandern zahllose Sterne, leuchtende Gedanken Gottes, selige Instrumente, auf denen der Schöpfer spielt. Sie alle sind glücklich, denn Gott will die Welt glücklich. Ein einziger ist unter ihnen, der dieses Los nicht teilt: auf ihm entstanden nur Menschen.
Wie kam das? Hat Gott diesen Stern vergessen? Oder hat er ihm die höchste Glorie verliehen, indem er ihm freistellte, sich aus eigener Kraft zur Seligkeit emporzuringen. Wir wissen es nicht.« (S. 3)
Oder wissen wir es? Schreibt es gerne in den Kommentar, wenn ihr es wisst!
»To be ambitious is to fall in love / With a particular life you haven’t got / And (since love picks your opposite) won’t achieve.« (Philip Larkin, Success Story)
Wenn der aktuelle Stand der Schlafforschung recht hat, können wir unseren Biorhythmus nicht nachhaltig beeinflussen. Teenager sind großteils Eulen, also abends aktiv und morgens müssten sie eigentlich noch schlafen. D.h. selbst wenn sie sich dazu zwingen, von ca. 22 bis 6 Uhr zu schlafen, sind sie chronisch übermüdet.
Sind Menschen erst einmal daran gewöhnt, übermüdet zu sein, fällt ihnen dieser zutiefst ungesunde Zustand nicht mehr weiter auf.
Ich schreibe dies als selbst chronisch übermüdeter Mensch. Das nervigste bei diesem Zustand ist, dass die Kurve der Aktivitätsbereitschaft und die Kurve der Leistungsfähigkeit nicht mehr in Deckung sind. Abends gegen 21 Uhr kriege ich richtig Lust, aktiv zu werden. Da ich aber seit 7 Uhr wach bin und zudem nur durchschnittlich 6 Stunden geschlafen habe, bin ich zu müde, um meiner Lust dann auch zu frönen.
Das macht Datensammeln nicht nutzlos. Offensichtlich kann man Daten sehr gut für seine Zwecke nutzen. Es stellt sich damit aber sofort immer die Frage nach den Zwecken. Und die Frage nach den richtigen Zwecken lässt sich wiederum nicht über Daten klären. Siehe auch den letzten Teil dieses Artikels.
Er hat auch Recht, wenn er sagt, dass man »einfach hinnehmen« müsse, »dass manche Dinge gute Indikatoren für vieles sind.« und »Der Mangel an mathematischem Können bedeutet nicht, dass soziale Kompetenzen dafür sehr ausgeprägt sind.« (S. 281f.) Da hat er offensichtlich Recht.
Was ist das heute mit diesen englischen Adverbien? Fehlt nur noch das Wort, das der Protagonist aus Douglas Couplands JPod (Leseempfehlung!) so schrecklich findet, dass er es in ASCII Code schreiben muss: edgy.
In keinem der beiden Systeme (althergebrachtes in Deutschland, Leistungsdiktatur in Korea) wird über das individuelle Lerntempo nachgedacht.
Wie vielen Kindern täte es gut, erst ein, zwei, drei Jahre später in die Schule zu kommen! Sie holen das später locker auf, sobald sie eigenes Interesse am Lernen haben.
"Hat Gott diesen Stern vergessen? Oder hat er ihm die höchste Glorie verliehen, indem er ihm freistellte, sich aus eigener Kraft zur Seligkeit emporzuringen. Wir wissen es nicht." – Doch doch, wir wissen es genau. Das zweite trifft natürlich zu. Nur sollten wir uns nicht darauf verlassen, dass unser Stern, die Erde, das schon allein hinkriegt. Wir sollten ihr dabei kräftig helfen. Zwar haben wir noch Tausende von Jahren Zeit, aber wir sollten trotzdem das aktuelle Tausend nicht verschlafen. Packen wir's an!