Ich unterscheide sehr genau zwischen Werten und Bedürfnissen, wohl wissend, dass es da sehr unterschiedliche Listen gibt in denen meiner Ansicht nach Bedürfnisse zu Werten gemacht werden.
Für Bedürfnisse sind erwachsene Menschen selbst zuständig. Punkt.
Wer seine Werte kennt und lebt, tut sich im allgemeinen sehr leicht damit, Menschen mit klaren Werten zu akzeptieren und respektieren, auch wenn sie nicht den eigenen Werten entsprechen.
Schwierig wird es, wenn Bedürfnisse anderen umgehängt werden. So nach dem Motto, ich weiß, was gut für alle ist und deshalb musst du jetzt auch [beliebiges Beispiel einsetzen]. Das wird zurecht von den Angegriffenen als Übergriffigkeit empfunden und abgewehrt.
Oder auch: Wer keine Werte hat, klammert sich an Ideologien und akzeptiert nichts, was diese Ideologie auch nur im leisesten hinterfragt.
Ich persönlich sehe keinen Sinn darin, mich mit Ideologisierten zu unterhalten. Viel lieber sind mir Menschen, die ihre Werte kennen und konstruktiv sind.
"Ich persönlich sehe keinen Sinn darin, mich mit Ideologisierten zu unterhalten. "
Sehr weise von Dir. Ich kann es nicht immer lassen, denn ich hab halt einen Helferkomplex und würde gerne etwas gegen die Ängste der Gegenseite unternehmen durch Aufklärung.
"Es hat keinen Sinn, ..." und "Ich persönlich sehe keinen Sinn, ..." sind verschiedene Aussagen. Sicher ist, dass es sehr schwierig ist, Ideologisierte von eben dieser Fixierung zu lösen. Für mit Kontaktkleber Verleimtes gibt es Lösungsmittel. Für Ideologisierte Menschen habe ich persönlich die/das Mittel nicht. Dazu ist es eine Frage des Interesses und der Kapazitäten. Bei sehr nahestehenden Menschen kann es schmerzvoll sein, wenn man sich eingestehen muss, dass "nichts zu machen" ist. Letzteres liegt dann vielleicht an beiden Beteiligten. – Ich musste lernen, solches zu akzeptieren. Zum Glück gibt es ganz ganz viele gelingende Kontakte! :-)
Hehe, die Weisheit ist auch bei mir nicht angeboren. 😉 Die Ängste kann ich ebenfalls wahrnehmen und es ist meine bittere Erfahrung, dass ich die Ängste nicht wegzaubern kann.
Ich hab mir eine Freundschaft verhagelt, weil ich einer Freundin in toxischer Ehe mit zu viel Druck raushelfen wollte aus ihrem Elend. Das sitzt tief und erleichtert es mir, auf Helfen ohne Auftrag zu verzichten.
Meine Tür steht offen für jeden, der fragt. Doch so lange nur gestichelt und provoziert wird, atme ich. 🧘♀️
"so lange nur gestichelt und provoziert wird, atme ich. "
Du meinst "Bist du wütend, zähl bis vier, hilft das nicht, dann explodier"? 😜
Ängste kann man nicht wegzaubern, das stimmt. Angst entzieht sich leider dem Verstand. Ein Mensch mit Angst vor Spinnen **weiß**, dass die Spinne ihm nichts tun kann, die Angst ist aber trotzdem da.
Dennoch, wenn die Aufklärung im Hirn des Gegenübers ankommt, hilft sie häufig. Ich habe eine Freundin, der ich noch im März 2020 die Seite von Dr. Wodarg schickte. Mehr hab ich nicht gemacht. Und sie erzählt mir heute bei jedem Treffen, ich hätte sie "gerettet". (Ist natürlich nicht wahr). Ich verdanke Dr. Wodarg ebenfalls, dass ich nüchtern auf die Panikmache von oben reagiert habe.
Bei Ideologie-Propaganda, die schon länger besteht als die Virenreligion, ist es allerdings sehr schwer, die jahr(zehnt)elange Gehirnwäsche zu überwinden. Das Vertrauen der Deutschen in ihre Behörden ist leider fast genetisch verankert.
„atme ich“ heisst in meinem Fall, dass ich den Reflex zu antworten überspringe. Ich war mal sehr stolz auf meine „Schlagfertigkeit“, bis ich erkannt habe, dass es Öl ins Feuer goss. Wie heißt es so schön? Zwischen Reiz und Reaktion ist der Raum der Möglichkeiten.
Durch Scheidung und Übersiedlung war mein Bekannten- und Freundeskreis Anfang 2020 stark ausgesiebt und interessanterweise haben es alle, die zu dem Zeitpunkt noch in meinem Freundeskreis waren, von alleine gecheckt. Jetzt, wo du deine Erfahrung schreibst, finde ich das gerade ziemlich faszinierend.
Ihr Lieben! Ich bin sehr angetan von diesem Threat, der sich ganz ohne mein Zutun entwickelt hat. Ich gebe zu, dass ich es noch nicht aufgegeben habe, mit Ideologisierten zu reden, aber ich antworte und reagiere nur so lange, wie ich eine Möglichkeit empfinde, zusammenzukommen. Und ich beginne von meiner Seite aus nur einen Kommentar, wenn mir etwas beim Anderen die Möglichkeit, dort anzuknüpfen eröffnet. Aber ob dies wirklich was bringt, wer weiß? :)
Meine Freunde haben größtenteils, anders als meine Frau und ich, das Corona-Narrativ bis zum Schluss geschluckt, allerdings ohne selbst panisch zu werden, und so konnten wir auch ohne Konflikte befreundet bleiben. Was will ich damit sagen? Ein bisschen ideologisiert sind wir vielleicht alle, mal mehr, mal weniger? Aber Herausarbeiten aus einer Ideologie oder auch aus einer toxischen Beziehung muss man sich wohl selbst. Der Andere kann einem nur die Tür offen halten.
Sehr interessante Gedanken! Besonders gut gefällt mir die Betonung der Abhängigkeit von einander divergierender Positionen um sich jeweils "am Leben zu halten" das ist auch das was die diskursive soziologische Forschung zu rechtsextremismus vermuten lässt: Rechtsextremismus ist eine leere Hülle die diskursiv konstruktiert und aufgeladen wird. Die Konstitution trotz der inhaltlichen Leere ergibt sich aus dem abarbeiten an anderen Positionen. Vgl. dazu "An den Grenzen der Demokratie" von Max Makovec.
Allgemein würde ich noch die Studie von Steffen Mau et. al: Triggerpunkte empfehlen. Diese Arbeit sehr gut heraus das sich die breite Gesellschaft in den meisten Fragen prinzipiell einig zu sein scheint, sich aber über die extremen Ränder radikalisiert, was in der medialen Landschaft (aufgrund ihrer systemischen Beschaffenheit) rezipiert und damit der Wahrnehmung nach zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem gemacht wird, was dann wiederum ein 'Nachziehen' hin zu dem vorher lediglich medial verhandelten Konflikt zur Folge hat.
Danke für die Literaturempfehlungen. Ich habe sie notiert. Da diese Fragen allerdings nicht Kernpunkt meines Forschens ist, werde ich sie möglichweise nicht lesen :) wiederum vielleicht auch schon, um Gandalf zu paraphrasieren ;)
Aber ich verstehe die Studie von Steffen Mau et al. dahingehend, dass wenig dagegen zu tun ist, wenn es aufgrund der systemischen Beschaffenheit so ist, dass eine Pseudo-Radikalisierung stattfindet. Verstehe ich das richtig?
Bei näherer Betrachtung klingen beide Bücher allerdings verdammt interessant. Du hast nicht zufällig sowieso schon etwas darüber geschrieben, was ich lesen könnte? :)
(1) Nein, diese Form von Determinismus wäre zu kurz gegriffen. Ohne eine konkrete Textstelle im Kopf zu haben glaube ich das Medienkritik hier das Schlüsselwort. Das eine ist die “tatsächliche” Einstellung gesellschaftlicher Gruppen, das andere die medial-diskursive Verhandlung dieser Befunde. Umso häufiger Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen gelenkt wird, desto eher werden diese als relevant wahrgenommen und beeinflussen (natürlicherweise) auch die Wahrnehmung. Dadurch können Dinge als problematisch ‘erscheinen’, ohne das sie empirisch problematisch sind. Das mediale System operiert nun über Aufmerksamkeit, weshalb es sich hier nicht um eine Verschwörung, Steuerung oder sonst was handelt (so wie das ja durchaus in bestimmten Kreisen gesehen wird) sondern einfach darum wie das System funktioniert. Daher ist eine gesunde kritische Haltung gegenüber medialen Diskursen relevant (Ich empfehle hier den “Fernsehpodcast” von Stefan Schulz).
(2) Leider hab ich stand jetzt keine fertigen Texte zu beiden Büchern, aber ich könnte durchaus welche schreiben. Mit “Triggerpunkte” werde ich mich aus universitären Gründen nächsten Monat noch beschäftigen, spätestens bis dahin kann ich dann einen Text schreiben. Für die Überbrückung kann ich dir folgende Folge der “Anstalt” empfehlen die sich (unteranderem) auch mit der Studie auseinandersetzt: https://www.zdf.de/play/shows/die-anstalt-104/die-anstalt-vom-13-februar-2024-100?staffel=2024
`Über die Grenzen der Demokratie könnte ich demnächst einen schreiben. Falls dich das besonders interessieren würde könnten wir uns auch abseits der Kommentarspalten dazu mal austauschen wenn du magst.
Hey, also Texte zu beiden Büchern würde ich mit großem Interesse (gerne auch vorab) lesen, kommentieren und restacken ;) Mein akademischer Background ist Philosophie und Literatur, insofern bin ich fachfremd, aber Soziologie ist ja nicht so weit weg.
Lustig, ich hatte Minuten bevor ich diesen Artikel las, über die mittlerweile sehr vergifteten Beziehungen nachgedacht und über "links" und "rechts" und ob ich denn selbst überhaupt objektive Aussagen darüber machen kann.
Dabei kam ich - aus meinem persönlichen Erleben - zu dem Schluss, dass ich von "links" (das ist nicht das, was früher die SPD vertrat) Hass erlebe, während ich, mit den Neulinken - manche nennen sie auch Pseudo-Linke, um sie von den früheren Linken zu unterscheiden - in vielen **Sachfragen** nicht übereinstimmend, von Anfang an eigentlich nur wollte, dass man mich in Frieden (Freiheit) nach meiner Façon leben lässt, genauso wie die andere Seite ihrerseits ihren Überzeugungen privat frönen darf.
Ich erleb(t)e es so, dass ich gerne in der Sache diskutieren wollte, aber - weil es sich um quasireligiöse Themen handelt - von der Gegenseite fast ausschließlich Argumente ad hominem hörte. Könnte unzählige Beispiele aus "Diskussionen" auf Wikipedia bringen.[Fußnote: Manchmal hab ich halt einen masochistischen Anfall und begebe mich auf die Diskussionsseite eines politischen Artikels.] Ich hatte dort nicht selten den Eindruck, die Gegenseite hätte Schaum vor dem Mund.
Somit habe ich aufgegeben, in der Sache diskutieren zu wollen. Ich denke mir mein Teil, und zwar, dass es sich um Religionen handelt, weshalb Fakten wenig bewegen. Im Übrigen bekenne ich, dass meine (Welt-)Ansicht ebenfalls durch meinen Glauben geprägt ist. Zum Glück für meine "Gegner" bin ich dazu angehalten, keinen Hass zu verbreiten und nicht Böses mit Bösem zu vergelten.
Ich habe also schon seit Jahrzehnten die von Dir propagierte "tolerieren, auch wenn ich deren Ideologie für falsch halte"-Möglichkeit gewählt. Das nutzte (mir) jedoch nichts, denn unsere Herrscher haben sich seit geraumer Zeit parteiisch gemacht und meine andersdenkenden Mitbürger mit reichlich Steuergeld zur Hetze gegen Andersgläubige aufgestachelt.
Vielen Dank für Deine Gedanken! Vielleicht könntest Du mir / uns wirklich mal ein Beispiel von Wikipedia-Diskussionen zur Verfügung stellen, so als Anschauungsmaterial?
Ich würde in diesem Kontext nicht von Religionen sprechen, sondern von Ideologien. Denn weder ein Religiöser noch ein Anhänger einer Partei müssen ideologisch sein, auch wenn diese drei Dinge doch recht oft zusammenfallen.
Ich denke, dass dir Toleranz auf lange Sicht doch genutzt haben wird, denn du wirst deinen Verstand behalten haben und nicht durchgedreht sein. Ich schreib, ich glaube in dem Artikel, dass der (politische) Gegner ja trotzdem der Gegner bleibt, insofern predige ich keine happy-go-lucky-Haltung, bei der wir den anderen bloß umarmen müssen und dann ist alles gut. Das Leben ist -- eigentlich recht natürlich -- ein Kampf, und das politische Leben ist ein politischer Kampf. Es ist lediglich angenehmer, wenn der Kampf einer gewissen Etiquette folgt. "It's a matter of character", hat Gary Snyder mal gesagt, "and of style."
Ein ideologisierter Mensch wird auf einen freien Menschen möglicherweise sogar noch aggressiver reagieren als auf einen ideologisierten der Gegenrichtung. Der Fürst dieser Welt ist nun einmal der Teufel. Das mag man metaphorisch interpretieren, je nach facon :)
"Vielleicht könntest Du mir / uns wirklich mal ein Beispiel von Wikipedia-Diskussionen zur Verfügung stellen, so als Anschauungsmaterial?"
Könnte ich, aber dann würde ich meine WP-Identität preisgeben ...
Du kannst stattdessen mal beim Youtube-Kanal von Wikihausen vorbeischauen. Und anschließend einfach mal einen politischen Artikel, freie Auswahl, zu Trump oder zur AfD oder irgendeinem alternativen Medium anschauen. Immer die Diskussionsseite lesen! Komplett unterwandert, die WP. Auch im medizinischen Bereich.
"Ich würde in diesem Kontext nicht von Religionen sprechen, sondern von Ideologien."
Ja, ich habe es früher immer Ideologie genannt. Jedoch verhalten sich diese Ideologen sehr fanatisch-religiös in dem Sinne, dass - gegen alle Fakten - schlicht geglaubt werden muss. Auch, weil es für die meisten Menschen (nicht so differenziert denkend wie Du) verständlicher wird, wenn man von Klima-Religion, Gender-Religion und Corona-Religion spricht. Und, weil durch diese Ideologien mein Glaube angegriffen wird. Religionsfreiheit adé in Deutschland. Bzw. nur insofern Du einer dieser staatlich angeordneten "Religionen" anhängst.
"Der Fürst dieser Welt ist nun einmal der Teufel."
So ist es. Er steckt hinter all diesem Hass. Schließlich ist er der Vater der Lüge.
Versuch doch mal - einfach nur zum Spaß - auf der Diskussionsseite zum Artikel AfD dieses Interview https://jungefreiheit.de/debatte/interview/2025/waere-helmut-schmidt-ein-verfassungsfeind-staatsrechtler-zerlegt-afd-gutachten/ mit Ulrich Vosgerau zu verlinken und nachzufragen, ob denn im Sinne der Neutralität im Artikel nicht auch beleuchtet werden sollte, dass im Gutachten nichts Stichhaltiges enthalten ist und der Begriff "gesichert rechtsextrem" gar kein juristischer Begriff ist. Audiatur et altera pars, sozusagen.
Meine Voraussage: Einer der fünf üblichen Verdächtigen wird schreiben, die JF ist nicht zitierfähig/nicht reputabel, Verlinkung zu [[WP:Q]]. Einer erzählt Dir, dass die Privatmeinung von irgendwelchen Leuten in der WP nichts zählt, sondern nur, was wichtige, seriöse Medien rezipieren. Einer wird Herrn Vosgerau jegliche Kompetenz (AfD-nah! Rechtsextrem!) absprechen. Der vierte wird den red herring werfen, dass der Verfassungsschutz sein Gutachten nicht zurückgezogen hätte, sondern sich nur vorläufig nicht öffentlich äußern wird. Der fünfte wird einen "Experten", vermutlich den Markus Linden, zitieren, warum Herr Vosgerau keine Ahnung hat, wovon er spricht. Und kein einziger wird inhaltlich auf das eingehen, worum es in dem Video geht.
Mal schauen, ob ich morgen die Zeit finde. Ich habe gestern Abend die ersten ca. 100 Seiten des Berichts überflogen, und was ich schon sehr interessant finde, ist dass die Grenze zwischen dem, was noch erlaubt ist zu wollen und dem, was dann nicht mehr erlaubt ist, scheint mir, sehr sehr vage gezogen ist. Das heißt, wenn man in der Nähe dieser Grenze lebt, weiß man eigentlich nie, ob man das noch darf oder nicht. Das kommt mir ziemlich bescheuert vor. Aber ich bin natürlich auch kein Jurist.
Das Interview hilft bei der Einordnung. Ich bin nicht so der Freund von Interviews, aber das hier ist ohne Worthülsen oder hunderte "ähs". Herr Vosgerau kann sich sehr präzise und eloquent ausdrücken, die Interviewer machen auch 'nen guten Job.
Ich unterscheide sehr genau zwischen Werten und Bedürfnissen, wohl wissend, dass es da sehr unterschiedliche Listen gibt in denen meiner Ansicht nach Bedürfnisse zu Werten gemacht werden.
Für Bedürfnisse sind erwachsene Menschen selbst zuständig. Punkt.
Wer seine Werte kennt und lebt, tut sich im allgemeinen sehr leicht damit, Menschen mit klaren Werten zu akzeptieren und respektieren, auch wenn sie nicht den eigenen Werten entsprechen.
Schwierig wird es, wenn Bedürfnisse anderen umgehängt werden. So nach dem Motto, ich weiß, was gut für alle ist und deshalb musst du jetzt auch [beliebiges Beispiel einsetzen]. Das wird zurecht von den Angegriffenen als Übergriffigkeit empfunden und abgewehrt.
Oder auch: Wer keine Werte hat, klammert sich an Ideologien und akzeptiert nichts, was diese Ideologie auch nur im leisesten hinterfragt.
Ich persönlich sehe keinen Sinn darin, mich mit Ideologisierten zu unterhalten. Viel lieber sind mir Menschen, die ihre Werte kennen und konstruktiv sind.
Was für ein erfreulicher Artikel. Ich werde ihn wohl nochmal lesen. Da ist ne Menge drin. 👍💫
Ganz einverstanden. Zum letzten Satz siehe Kommentar zu Winston!
"Ich persönlich sehe keinen Sinn darin, mich mit Ideologisierten zu unterhalten. "
Sehr weise von Dir. Ich kann es nicht immer lassen, denn ich hab halt einen Helferkomplex und würde gerne etwas gegen die Ängste der Gegenseite unternehmen durch Aufklärung.
"Es hat keinen Sinn, ..." und "Ich persönlich sehe keinen Sinn, ..." sind verschiedene Aussagen. Sicher ist, dass es sehr schwierig ist, Ideologisierte von eben dieser Fixierung zu lösen. Für mit Kontaktkleber Verleimtes gibt es Lösungsmittel. Für Ideologisierte Menschen habe ich persönlich die/das Mittel nicht. Dazu ist es eine Frage des Interesses und der Kapazitäten. Bei sehr nahestehenden Menschen kann es schmerzvoll sein, wenn man sich eingestehen muss, dass "nichts zu machen" ist. Letzteres liegt dann vielleicht an beiden Beteiligten. – Ich musste lernen, solches zu akzeptieren. Zum Glück gibt es ganz ganz viele gelingende Kontakte! :-)
Hehe, die Weisheit ist auch bei mir nicht angeboren. 😉 Die Ängste kann ich ebenfalls wahrnehmen und es ist meine bittere Erfahrung, dass ich die Ängste nicht wegzaubern kann.
Ich hab mir eine Freundschaft verhagelt, weil ich einer Freundin in toxischer Ehe mit zu viel Druck raushelfen wollte aus ihrem Elend. Das sitzt tief und erleichtert es mir, auf Helfen ohne Auftrag zu verzichten.
Meine Tür steht offen für jeden, der fragt. Doch so lange nur gestichelt und provoziert wird, atme ich. 🧘♀️
"so lange nur gestichelt und provoziert wird, atme ich. "
Du meinst "Bist du wütend, zähl bis vier, hilft das nicht, dann explodier"? 😜
Ängste kann man nicht wegzaubern, das stimmt. Angst entzieht sich leider dem Verstand. Ein Mensch mit Angst vor Spinnen **weiß**, dass die Spinne ihm nichts tun kann, die Angst ist aber trotzdem da.
Dennoch, wenn die Aufklärung im Hirn des Gegenübers ankommt, hilft sie häufig. Ich habe eine Freundin, der ich noch im März 2020 die Seite von Dr. Wodarg schickte. Mehr hab ich nicht gemacht. Und sie erzählt mir heute bei jedem Treffen, ich hätte sie "gerettet". (Ist natürlich nicht wahr). Ich verdanke Dr. Wodarg ebenfalls, dass ich nüchtern auf die Panikmache von oben reagiert habe.
Bei Ideologie-Propaganda, die schon länger besteht als die Virenreligion, ist es allerdings sehr schwer, die jahr(zehnt)elange Gehirnwäsche zu überwinden. Das Vertrauen der Deutschen in ihre Behörden ist leider fast genetisch verankert.
„atme ich“ heisst in meinem Fall, dass ich den Reflex zu antworten überspringe. Ich war mal sehr stolz auf meine „Schlagfertigkeit“, bis ich erkannt habe, dass es Öl ins Feuer goss. Wie heißt es so schön? Zwischen Reiz und Reaktion ist der Raum der Möglichkeiten.
Durch Scheidung und Übersiedlung war mein Bekannten- und Freundeskreis Anfang 2020 stark ausgesiebt und interessanterweise haben es alle, die zu dem Zeitpunkt noch in meinem Freundeskreis waren, von alleine gecheckt. Jetzt, wo du deine Erfahrung schreibst, finde ich das gerade ziemlich faszinierend.
Ihr Lieben! Ich bin sehr angetan von diesem Threat, der sich ganz ohne mein Zutun entwickelt hat. Ich gebe zu, dass ich es noch nicht aufgegeben habe, mit Ideologisierten zu reden, aber ich antworte und reagiere nur so lange, wie ich eine Möglichkeit empfinde, zusammenzukommen. Und ich beginne von meiner Seite aus nur einen Kommentar, wenn mir etwas beim Anderen die Möglichkeit, dort anzuknüpfen eröffnet. Aber ob dies wirklich was bringt, wer weiß? :)
Meine Freunde haben größtenteils, anders als meine Frau und ich, das Corona-Narrativ bis zum Schluss geschluckt, allerdings ohne selbst panisch zu werden, und so konnten wir auch ohne Konflikte befreundet bleiben. Was will ich damit sagen? Ein bisschen ideologisiert sind wir vielleicht alle, mal mehr, mal weniger? Aber Herausarbeiten aus einer Ideologie oder auch aus einer toxischen Beziehung muss man sich wohl selbst. Der Andere kann einem nur die Tür offen halten.
Sehr interessante Gedanken! Besonders gut gefällt mir die Betonung der Abhängigkeit von einander divergierender Positionen um sich jeweils "am Leben zu halten" das ist auch das was die diskursive soziologische Forschung zu rechtsextremismus vermuten lässt: Rechtsextremismus ist eine leere Hülle die diskursiv konstruktiert und aufgeladen wird. Die Konstitution trotz der inhaltlichen Leere ergibt sich aus dem abarbeiten an anderen Positionen. Vgl. dazu "An den Grenzen der Demokratie" von Max Makovec.
Allgemein würde ich noch die Studie von Steffen Mau et. al: Triggerpunkte empfehlen. Diese Arbeit sehr gut heraus das sich die breite Gesellschaft in den meisten Fragen prinzipiell einig zu sein scheint, sich aber über die extremen Ränder radikalisiert, was in der medialen Landschaft (aufgrund ihrer systemischen Beschaffenheit) rezipiert und damit der Wahrnehmung nach zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem gemacht wird, was dann wiederum ein 'Nachziehen' hin zu dem vorher lediglich medial verhandelten Konflikt zur Folge hat.
Danke für die Literaturempfehlungen. Ich habe sie notiert. Da diese Fragen allerdings nicht Kernpunkt meines Forschens ist, werde ich sie möglichweise nicht lesen :) wiederum vielleicht auch schon, um Gandalf zu paraphrasieren ;)
Aber ich verstehe die Studie von Steffen Mau et al. dahingehend, dass wenig dagegen zu tun ist, wenn es aufgrund der systemischen Beschaffenheit so ist, dass eine Pseudo-Radikalisierung stattfindet. Verstehe ich das richtig?
Bei näherer Betrachtung klingen beide Bücher allerdings verdammt interessant. Du hast nicht zufällig sowieso schon etwas darüber geschrieben, was ich lesen könnte? :)
(1) Nein, diese Form von Determinismus wäre zu kurz gegriffen. Ohne eine konkrete Textstelle im Kopf zu haben glaube ich das Medienkritik hier das Schlüsselwort. Das eine ist die “tatsächliche” Einstellung gesellschaftlicher Gruppen, das andere die medial-diskursive Verhandlung dieser Befunde. Umso häufiger Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen gelenkt wird, desto eher werden diese als relevant wahrgenommen und beeinflussen (natürlicherweise) auch die Wahrnehmung. Dadurch können Dinge als problematisch ‘erscheinen’, ohne das sie empirisch problematisch sind. Das mediale System operiert nun über Aufmerksamkeit, weshalb es sich hier nicht um eine Verschwörung, Steuerung oder sonst was handelt (so wie das ja durchaus in bestimmten Kreisen gesehen wird) sondern einfach darum wie das System funktioniert. Daher ist eine gesunde kritische Haltung gegenüber medialen Diskursen relevant (Ich empfehle hier den “Fernsehpodcast” von Stefan Schulz).
(2) Leider hab ich stand jetzt keine fertigen Texte zu beiden Büchern, aber ich könnte durchaus welche schreiben. Mit “Triggerpunkte” werde ich mich aus universitären Gründen nächsten Monat noch beschäftigen, spätestens bis dahin kann ich dann einen Text schreiben. Für die Überbrückung kann ich dir folgende Folge der “Anstalt” empfehlen die sich (unteranderem) auch mit der Studie auseinandersetzt: https://www.zdf.de/play/shows/die-anstalt-104/die-anstalt-vom-13-februar-2024-100?staffel=2024
`Über die Grenzen der Demokratie könnte ich demnächst einen schreiben. Falls dich das besonders interessieren würde könnten wir uns auch abseits der Kommentarspalten dazu mal austauschen wenn du magst.
Hey, also Texte zu beiden Büchern würde ich mit großem Interesse (gerne auch vorab) lesen, kommentieren und restacken ;) Mein akademischer Background ist Philosophie und Literatur, insofern bin ich fachfremd, aber Soziologie ist ja nicht so weit weg.
Dein Wunsch ist mein Befehl mein Freund :D Dann mache ich mich mal an die Arbeit und melde mich bei dir für Feedback!
Lustig, ich hatte Minuten bevor ich diesen Artikel las, über die mittlerweile sehr vergifteten Beziehungen nachgedacht und über "links" und "rechts" und ob ich denn selbst überhaupt objektive Aussagen darüber machen kann.
Dabei kam ich - aus meinem persönlichen Erleben - zu dem Schluss, dass ich von "links" (das ist nicht das, was früher die SPD vertrat) Hass erlebe, während ich, mit den Neulinken - manche nennen sie auch Pseudo-Linke, um sie von den früheren Linken zu unterscheiden - in vielen **Sachfragen** nicht übereinstimmend, von Anfang an eigentlich nur wollte, dass man mich in Frieden (Freiheit) nach meiner Façon leben lässt, genauso wie die andere Seite ihrerseits ihren Überzeugungen privat frönen darf.
Ich erleb(t)e es so, dass ich gerne in der Sache diskutieren wollte, aber - weil es sich um quasireligiöse Themen handelt - von der Gegenseite fast ausschließlich Argumente ad hominem hörte. Könnte unzählige Beispiele aus "Diskussionen" auf Wikipedia bringen.[Fußnote: Manchmal hab ich halt einen masochistischen Anfall und begebe mich auf die Diskussionsseite eines politischen Artikels.] Ich hatte dort nicht selten den Eindruck, die Gegenseite hätte Schaum vor dem Mund.
Somit habe ich aufgegeben, in der Sache diskutieren zu wollen. Ich denke mir mein Teil, und zwar, dass es sich um Religionen handelt, weshalb Fakten wenig bewegen. Im Übrigen bekenne ich, dass meine (Welt-)Ansicht ebenfalls durch meinen Glauben geprägt ist. Zum Glück für meine "Gegner" bin ich dazu angehalten, keinen Hass zu verbreiten und nicht Böses mit Bösem zu vergelten.
Ich habe also schon seit Jahrzehnten die von Dir propagierte "tolerieren, auch wenn ich deren Ideologie für falsch halte"-Möglichkeit gewählt. Das nutzte (mir) jedoch nichts, denn unsere Herrscher haben sich seit geraumer Zeit parteiisch gemacht und meine andersdenkenden Mitbürger mit reichlich Steuergeld zur Hetze gegen Andersgläubige aufgestachelt.
Vielen Dank für Deine Gedanken! Vielleicht könntest Du mir / uns wirklich mal ein Beispiel von Wikipedia-Diskussionen zur Verfügung stellen, so als Anschauungsmaterial?
Ich würde in diesem Kontext nicht von Religionen sprechen, sondern von Ideologien. Denn weder ein Religiöser noch ein Anhänger einer Partei müssen ideologisch sein, auch wenn diese drei Dinge doch recht oft zusammenfallen.
Ich denke, dass dir Toleranz auf lange Sicht doch genutzt haben wird, denn du wirst deinen Verstand behalten haben und nicht durchgedreht sein. Ich schreib, ich glaube in dem Artikel, dass der (politische) Gegner ja trotzdem der Gegner bleibt, insofern predige ich keine happy-go-lucky-Haltung, bei der wir den anderen bloß umarmen müssen und dann ist alles gut. Das Leben ist -- eigentlich recht natürlich -- ein Kampf, und das politische Leben ist ein politischer Kampf. Es ist lediglich angenehmer, wenn der Kampf einer gewissen Etiquette folgt. "It's a matter of character", hat Gary Snyder mal gesagt, "and of style."
Ein ideologisierter Mensch wird auf einen freien Menschen möglicherweise sogar noch aggressiver reagieren als auf einen ideologisierten der Gegenrichtung. Der Fürst dieser Welt ist nun einmal der Teufel. Das mag man metaphorisch interpretieren, je nach facon :)
"Vielleicht könntest Du mir / uns wirklich mal ein Beispiel von Wikipedia-Diskussionen zur Verfügung stellen, so als Anschauungsmaterial?"
Könnte ich, aber dann würde ich meine WP-Identität preisgeben ...
Du kannst stattdessen mal beim Youtube-Kanal von Wikihausen vorbeischauen. Und anschließend einfach mal einen politischen Artikel, freie Auswahl, zu Trump oder zur AfD oder irgendeinem alternativen Medium anschauen. Immer die Diskussionsseite lesen! Komplett unterwandert, die WP. Auch im medizinischen Bereich.
"Ich würde in diesem Kontext nicht von Religionen sprechen, sondern von Ideologien."
Ja, ich habe es früher immer Ideologie genannt. Jedoch verhalten sich diese Ideologen sehr fanatisch-religiös in dem Sinne, dass - gegen alle Fakten - schlicht geglaubt werden muss. Auch, weil es für die meisten Menschen (nicht so differenziert denkend wie Du) verständlicher wird, wenn man von Klima-Religion, Gender-Religion und Corona-Religion spricht. Und, weil durch diese Ideologien mein Glaube angegriffen wird. Religionsfreiheit adé in Deutschland. Bzw. nur insofern Du einer dieser staatlich angeordneten "Religionen" anhängst.
"Der Fürst dieser Welt ist nun einmal der Teufel."
So ist es. Er steckt hinter all diesem Hass. Schließlich ist er der Vater der Lüge.
Zum Thema Wikipedia-Diskussionen nochmal:
Versuch doch mal - einfach nur zum Spaß - auf der Diskussionsseite zum Artikel AfD dieses Interview https://jungefreiheit.de/debatte/interview/2025/waere-helmut-schmidt-ein-verfassungsfeind-staatsrechtler-zerlegt-afd-gutachten/ mit Ulrich Vosgerau zu verlinken und nachzufragen, ob denn im Sinne der Neutralität im Artikel nicht auch beleuchtet werden sollte, dass im Gutachten nichts Stichhaltiges enthalten ist und der Begriff "gesichert rechtsextrem" gar kein juristischer Begriff ist. Audiatur et altera pars, sozusagen.
Meine Voraussage: Einer der fünf üblichen Verdächtigen wird schreiben, die JF ist nicht zitierfähig/nicht reputabel, Verlinkung zu [[WP:Q]]. Einer erzählt Dir, dass die Privatmeinung von irgendwelchen Leuten in der WP nichts zählt, sondern nur, was wichtige, seriöse Medien rezipieren. Einer wird Herrn Vosgerau jegliche Kompetenz (AfD-nah! Rechtsextrem!) absprechen. Der vierte wird den red herring werfen, dass der Verfassungsschutz sein Gutachten nicht zurückgezogen hätte, sondern sich nur vorläufig nicht öffentlich äußern wird. Der fünfte wird einen "Experten", vermutlich den Markus Linden, zitieren, warum Herr Vosgerau keine Ahnung hat, wovon er spricht. Und kein einziger wird inhaltlich auf das eingehen, worum es in dem Video geht.
Mal schauen, ob ich morgen die Zeit finde. Ich habe gestern Abend die ersten ca. 100 Seiten des Berichts überflogen, und was ich schon sehr interessant finde, ist dass die Grenze zwischen dem, was noch erlaubt ist zu wollen und dem, was dann nicht mehr erlaubt ist, scheint mir, sehr sehr vage gezogen ist. Das heißt, wenn man in der Nähe dieser Grenze lebt, weiß man eigentlich nie, ob man das noch darf oder nicht. Das kommt mir ziemlich bescheuert vor. Aber ich bin natürlich auch kein Jurist.
Das Interview hilft bei der Einordnung. Ich bin nicht so der Freund von Interviews, aber das hier ist ohne Worthülsen oder hunderte "ähs". Herr Vosgerau kann sich sehr präzise und eloquent ausdrücken, die Interviewer machen auch 'nen guten Job.