Palaver mit und über Gott und Welt
Ein persönlicher "inter-religiöser" Dialog zwischen "Yoga" und "Christentum", in Anekdoten, während einer Zugfahrt in den Süden der "Teutschen Lande".
Lieber Leser! Ich veröffentliche heute mal einen Text ohne Fußnoten und ohne analytisches Denken :) Aber keine Angst, das wird eine Ausnahme bleiben. Nächste Woche kommt dann entweder der abschließende Artikel zu Emmanuel Todd oder der nächste zu Mattias Desmet. Falls Du diesbezüglich eine Präferenz hast, kannst du sie ja mal in die Kommentare schreiben. :)
Ich reise heute von Aachen nach Ellwangen. Mit dem Zug.
Ich mag Bahnhöfe nicht sonderlich. Aufgrund Komplikationen mit der Mobilität — mein E-Bike musste kurzfristig in die Werkstatt — bin ich fast eine Stunde zu früh am Bahnhof. Er ist hässlich.
Ich besuche noch den Rossmann und die Buchhandlung, im Gedanken, dass sie vielleicht das neue Buch von Ulrike Guérot dort haben — werde aber nicht fündig. Auch sonst sehe ich nichts dort, was mein Interesse wecken könnte. Habe allerdings natürlich auch meine eigene Lektüre dabei, insofern müsste es schon etwas Außergewöhnliches geben, um mich zum Kauf zu bewegen.
Autobiografie eines Yogis
Ich lese gerade die Autobiografie eines Yogis von Yogananda, die mir mein Heilpraktiker, der selbst in der Kriya-Yoga-Tradition steht, empfohlen hat. Ich hatte schon häufiger davon gehört. Ein Freund hatte mir mal das Audiobuch empfohlen und auch angeboten, es mir zu geben. Ich weiß nicht mehr, warum das nicht zustande kam, nehme aber an, dass ich einfach nicht so interessiert war zu dem Zeitpunkt.
Und einer meiner Ausbilder im Yoga hatte mehrfach Szenen aus dem Buch geschildert, unter anderem, wie fuchsteufelswild die Schüler eines Gurus wurden, wenn sie dessen Ehre angegriffen wähnten, was eine gesunde Reaktion ist, wenn ein von einem verehrtes Individuum, oder überhaupt ein Individuum, angegriffen wird. Ein Individuum soll geschützt und bewahrt werden. Darum geht es, denke ich, auch zu Beginn des Grundgesetzes.
Wie viel Meditation braucht der Mensch?
Und er hatte erwähnt, dass immer wieder ein Satz wie »Dann meditierten wir den Rest der Nacht« auftaucht, und dass wir uns vielleicht einmal bewusst machen sollten, wie natürlich es in Indien zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch gesehen wurde, auf Schlaf zu verzichten, um stundenlang zu meditieren.
Und im Buch sagt ein Heiliger aus dem Himalaya, dass er ja nichts Besonderes geleistet habe in diesem Leben, er habe lediglich 20 Jahre in einer Grotte gelebt und 18 Stunden am Tag meditiert, um sich dann noch weiter zurückzuziehen und weitere 25 Jahre 20 Stunden am Tag zu meditieren.
Aber vielleicht kann man seine Aussage schon dahingehend ernst nehmen, dass zu meditieren, vor allem, wenn man es erst einmal gut erlernt hat, keine Leistung mehr ist, und auch keinen Verzicht darstellt, sondern der Verzicht eigentlich darin besteht, weniger zu meditieren, um sich mehr dem sozialen Leben und der Errettung der Anderen zu widmen.
Also: Erst die Arbeit, dann das Meditieren?
Adam und Eva
Im Bahnhof sitzend las ich ein Kapitel aus dem Buch, in dem die Geschichte von Adam und Eva erläutert wird. Aus Sicht von Yoganandas Guru — sicherlich eine mögliche Perspektive auf die Geschichte, aber natürlich nur eine von vielen möglichen, die alle Anteil an der Wahrheit haben können — ist diese Geschichte zutiefst symbolisch.
Adam steht für die Vernunft, Eva für das Gefühl, der Apfel ist die Sexualität und die Schlange die »zusammengerollte Energie am Ende des Rückgrats«. Gott habe den Menschen ursprünglich materialisiert und so — ungeschlechtlich — habe er sich zunächst auch fortgepflanzt. Der Sündenfall sei der Beginn der geschlechtlichen — tierischen — Fortpflanzung.
Sodom und Gomorrha
Zuvor spricht Yogananda über verschiedene kosmische Rhythmen, von denen einer von seinem Lehrer Sri Yukteswar entdeckt und erforscht worden sei: ein 24.000 Jahre umfassender Zyklus, der 500 n. Chr. begonnen habe, wir also noch ganz am Anfang eines Aufstiegs bis zum Jahr 12.500 stünden, worauf ein Abstieg von weiteren 12.000 Jahren folgen würde und immer so weiter im »ewigen Kreislauf der Maya, der Gegensätzlichkeit und Relativität der Welt der Erscheinungen.«
Und hier nun folgt eine Fußnote, die ich unheimlich fand, in der die noch größeren Zyklen kurz skizziert werden, worauf sich ein Paragraph anschließt, der den Satz enthält:
»In den heiligen Schriften der Hindus wird erklärt, dass ein Planet wie der unsere aus zweierlei Gründen aufgelöst wird: entweder werden seine Bewohner absolut gut oder absolut böse.«
Und da beides noch lange nicht erreicht sei, sei ein naher Weltuntergang nicht zu befürchten.
Was mich jetzt, wo ich darüber schreibe, an die, wie ich finde, äußerst bewegende Geschichte aus dem Buch Genesis denken lässt, in der Abraham für Sodom und Gomorrha um Schonung bittet:
Und die Männer wandten ihr Angesicht und gingen gen Sodom; aber Abraham blieb stehen vor dem HERRN und trat zu ihm und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen? Es mögen vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die darin wären? …
Der HERR sprach: Finde ich fünfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich um ihrer willen dem ganzen Ort vergeben.(Genesis 18: 22-24 + 26)
Im Weiteren handelt Abraham Gott (äußerst respektvoll) auf zehn Gerechte herunter, um derentwillen er die Stadt verschone. Aber wir wissen, dass es kein Happy End gab, weil Gott auch keine zehn Gerechten fand und die Stadt zerstörte.
(Keine) Angst vor der Zukunft
Was der Satz am hässlichen Bahnhof sitzend aber in mir auslöste, war die Angst davor, die Menschheit könnte absolut böse werden, also auch ich. Hier rühren wir an ein großes Mysterium. Ich vermute, dass man nur aus der eigenen Entscheidung heraus absolut böse werden kann. Aber woher kann ich wissen, dass ich nicht eines Tages, in der fernen Zukunft, genau eine solche verheerende Entscheidung treffen könnte?
Ich dachte ein wenig über dieses Thema nach und kam zum Schluss, dass in meiner Angst eine gehörige Portion Egoismus mitschwang. Ich will mich jetzt sicher fühlen, dass ich ein Guter bin, und immer sein werde, und dass ich — sozusagen — bereits errettet bin. Aber stattdessen sollte ich meinen ganzen Willen daran setzen, dafür zu sorgen, dass ALLE Menschen und die ganze Schöpfung, errettet sind oder sein werden.
Entweder hat die Menschheit eine Zukunft oder sie hat keine Zukunft. Aber ich lege meinen ganzen Willen darauf aus, so gut ich kann, dass sie eine Zukunft haben wird.
Errettung und Erlösung
»Doch ein Mensch nach dem anderen wird dem Kerker der dualistischen Schöpfung entrinnen und zum Bewusstsein seiner unauflöslichen Einheit mit dem Schöpfer gelangen,« schreibt Yogananda.
Rudolf Steiner stellte dar, dass es in ferner Zukunft den »guten Menschen« darum gehen wird, die noch nicht guten, die »bösen«, d.h. die gefallenen, zu erretten und dass es letztlich auch um die Erlösung der Widersachermächte gehen wird, die bereits im 3. Jahrtausend mit den sogenannten Luziferischen beginnt.
Rudolf Steiner hat auch gesagt, dass der Abbau des Egoismus den Menschen zunehmend dazu befähigt, seine Aufgabe zu erfüllen. Mir kommt das sehr gut eingerichtet vor, und weniger egoistisch sein zu wollen scheint mir ein erstrebenswertes Ziel, auch wenn man überhaupt nichts von Steiner oder generell der Esoterik und Spiritualität hält.
Gott und Liebe
Wenn wir einmal zwei Wörter gebrauchen wollen, von denen ich mir normalerweise verkneife, sie zu benutzen, weil ich mir zu unsicher bin, was sie bedeuten — aber Yogananda hat solche Hemmungen nicht —, dann können wir davon ausgehen, dass Gott alle Menschen und die ganze Schöpfung liebt.
Es kann uns also, wenn wir nach Gott streben, nur darum gehen, alle Menschen zu ihm zu führen, nicht nur uns selbst. Auch wir wollen dann alle Menschen und die ganze Schöpfung und den Schöpfer lieben.
Wir werden dann wohl eine tiefe Sehnsucht nach Erlösung empfinden, aber keine Angst mehr um uns selbst. Und diese Angst um mich selbst würde ich sehr sehr gerne loswerden.
Allzeit bereit
Immer wenn ich Zug fahre, habe ich Verspätung und/oder Züge fallen aus. Man munkelt, dass dies allen Deutschen so geht :)
Ich buche schon lange keine Sitzplatzreservierungen mehr, weil sich das nicht lohnt. Heute entfiel meine Zugbindung schon vor Antritt der Reise, und bei Ankunft werde ich fast 2 Stunden Verspätung haben, 25% der ursprünglichen Fahrzeit.
Das macht aber nichts, denn mit dieser Möglichkeit habe ich ja schon gerechnet. Ich habe ausreichend Beschäftigung, Proviant, und Akku :)
Wenn wir vorbereitet sind, kann uns wenig schnell aus der Bahn werfen. Nur wenn wir unvorbereitet getroffen werden, stehen wir ganz schnell neben uns.
Zerstörung der Vernunft
Yogananda berichtet von seinem Lehrer, dass dieser nicht zornig auf andere Menschen werden konnte, weil er keine Erwartungshaltung hatte, der sie nicht entsprechen konnten.
Auch der Bhagavad Gita zufolge (2. Kapitel, nach Sri Aurobindos Übersetzung) ist der Zorn eine Folge des Verlangens.
»Zorn führt zur Verwirrung, der Verwirrung folgt Verlust der Erinnerung. Hierdurch wird die Vernunft zerstört. Durch die Zerstörung der Vernunft geht er zugrunde.«
Das Verlangen aber sei eine Folge der Haftung, diese wiederum entsteht in »demjenigen, dessen Bewusstsein mit gefesseltem Interesse an den Gegenständen seiner Sinne hängt«.
Ich könnte nicht behaupten, dass ich diese Begriffe in ihrem Zusammenhang verstünde, aber ich vermute, dieser erste Punkt ist ganz wesentlich. Und ich vermute, dieser Punkt hängt mit dem zusammen, was im Raja-Yoga nach Patanjali »Rückzug der Sinne« genannt wird, oder “Abkehr der Sinne von äußeren Objekten”, wie Yogananda den Sanskrit-Begriff pratyahara übersetzt.
Frieden, Glück und Kinder Gottes
Weiter heißt es in der Bhagavad Gita:
»Wer mit den Sinnen über die Gegenstände nur hinstreift, mit Sinnen, die dem Selbst untertan sind, und befreit von Begierde und Ablehnung, gelangt in eine weite und heitere Klarheit von Seele und Temperament. Leidenschaft und Kummer haben dort keinen Raum mehr. Die Vernunft eines solchen Menschen wird rasch und fest (an ihrem eigentlichen Ort) gegründet.
Für den, der nicht im Yoga gegründet ist, gibt es keine Einsicht und keine Konzentration des Denkens. Ohne Konzentration gibt es für ihn keinen Frieden. Wie kann der Friedlose glücklich sein?«
Wie kann der Friedlose glücklich sein? Die Frage ist wichtig, denn wir haben viele Friedlose. Und wie eine Antwort denke ich an die Stelle aus den Seligpreisungen Christi:
Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
(Matthäus 5:9)
Sex und Freiheit
Und ich erinnere mich, als ich anfing Yoga zu praktizieren, wie abgelenkt ich manchmal von hübschen Teilnehmerinnen war. Und dass mir Yoga aber doch beigebracht hat, den schönen Körper einer Frau (in der asana) ohne Verlangen (sondern mit fachlichem Interesse an der Ausgestaltung der Übung) zu betrachten. (Nur bei meiner Frau ist dies nicht immer möglich.)
Und ich erinnere mich, wie ich mich des Eindrucks im (buddhistischen) Plum Village nicht erwehren konnte, dass viele junge Teilnehmer dieses Retreats vor allem als Gelegenheit sahen, junge attraktive Menschen des anderen Geschlechts kennenzulernen, um hinterher mit ihnen an die Atlantikküste zu reisen und sich zu paaren.
Was nicht gut zu den dharma talks passte, die wir täglich erhalten hatten, in denen es häufig darum gegangen war, uns auseinanderzusetzen, wie unsinnig dieses Verhalten doch ist.
Und dass ich damals vielleicht zum ersten Mal den Gedanken hatte, wie lost wir im Westen doch sind. So viel Freiheit und so wenig Wurzeln.
Party, Party
Im letzten Zug von Stuttgart nach Ellwangen. Der Zugführer ist sehr nett, verbreitet richtig gute Laune. Mir schräg gegenüber sitzen drei Anfang-20er, ein Pärchen und ein Kumpel, und sie reden von Techno-Partys, vom Saufen, von Budapest, wie man da abgezogen wird von den Taxifahrern.
Ich war auch mal in Budapest, um Neujahr mit ein paar Freunden zu feiern. Vorher schonmal auf dem Sziget-Festival, mit anderen Freunden, ganz spontan.
»Mein Plan ist«, sagt der Dude, der demnächst nach Budapest reist, »Freitag Party, dann Samstag ausnüchtern und wieder Party, und Sonntag ein bisschen Stadt gucken und nur so Hotelbar.« Okay. Welcome to the jungle.
Aber gut, wenn man 22 ist, ist es vielleicht auch genau das Richtige, auf eine Techno-Party zu gehen. Ich war zwar nie ein großer Partygänger, aber mit 22 war selbst ich auf Partys. Mit 22 muss man die Welt erobern, ganz ins Leben rein, sich austoben. Disco Pogo sozusagen. if you know, you know.
Eine ewige Fahrt
Sie steigen in Aalen aus und ich sollte gleich ankommen, aber irgendwas stimmt nicht, technische Störung, und wir bleiben irgendwo im württembergischen Nirgendwo stehen. Dann geht die Fahrt weiter, aber wir kommen und kommen nicht an.
Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn diese Fahrt nie enden würde, wenn ich dazu verdammt wäre, für immer alleine in diesem Zug zu sitzen, auch noch irgendwo südlich von Stuttgart, auf dem Weg ohne anzukommen. Ich hatte als Kind mal eine Gruselgeschichte gelesen, in der so etwas in der Art passiert.
Ich hätte auf jeden Fall endlich mal Zeit, so richtig zu meditieren, denke ich belustigt. Ganz ohne schlechtes Gewissen.
Yogananda plätschert dahin wie ein vergnügter Bach
Es stimmt vielleicht, dass im Christentum das Schmerzhafte der irdischen wie seelischen Erfahrung stärker betont wird, als im Hinduismus.
Yoganandas Erzählung plätschert voller Heiterkeit und unbeschwerter Seelenruhe vor sich hin, erzählt lustige Anekdoten aus dem Leben mit seinem Meister, wie sie Menschen geheilt oder zu Gott geführt haben, wie er stundenlang meditiert hat und der göttlichen Mutter begegnete, die ihm half, seinen Schwager von seinem Atheismus zu befreien, wie ein Fakir seine Yoga-Technik nutzte, um andere zu bestehlen, bis der Heilige, der ihm die Gabe ursprünglich gegeben hatte, sie ihm wieder wegnahm, woraufhin er geläutert wurde und ein gottgefälliges Leben führte, wie seine Schwester beschloss, vor ihrem Mann zu sterben und es dann auch tat, woraufhin er beschloss, ihr zu folgen und es auch tat.
Leben und Tod sind nur Maya, aber trotzdem will Yogananda nicht, dass sein Meister stirbt, als er sehr krank wird, um Karma seiner Schüler abzubauen, und dieser verspricht ihm aus Zuneigung, seinen Körper noch nicht abzulegen.
Die Heiligen im Osten haben schon eine Aufgabe, aber sie scheinen damit nicht so zu ringen, wie die Heiligen im Westen. Dort lebt vielleicht deutlich mehr Ergebenheit und weniger Ich-Sucht?
Vielleicht ist die ganze Atmosphäre, die ganze Kultur, weniger in die Materie gedrückt. Oder war es vor 75 Jahren noch. Zeiten ändern dich.
Letzter Gedanke dieser Fahrt
Auf meiner Reise quer durch Deutschland mit Zugwechseln in Frankfurt, Mannheim und Stuttgart bin ich so vielen Menschen begegnet, wie schon lange nicht mehr. Viele, sehr viele, sahen sehr traurig aus, etwas kränklich, ausgezehrt, jedenfalls nicht sehr glücklich. (Aber wer fühlt sich auf einem Bahnhof schon glücklich? Oder im Zug? Frischverliebte vielleicht.)
In meinem kleinen beschaulichen Leben auf dem Lande treffe ich in einer normalen Woche vielleicht 100 Menschen, die meisten davon im Kindergarten, wenn ich meine Kinder dort abhole. Das ist sehr wenig, im Vergleich. Und die Kinder sind sehr glücklich, im Vergleich.
»Ich muss versuchen, Anschluss zu finden. Ich will mich bemühen, mit einigen dieser Feuer, die in weiten Zwischenräumen im Lande brennen, Verbindung herzustellen.« (Antoine de Sainte-Exupéry, Wind, Sand und Sterne)
Manchmal fühlt sich Substack so an. Manchmal nicht.
Was ist Dir lieber? Die Bibel oder die Bhagavad Gita? Oder lieber Das Kapital? Kapitalismus und Freiheit? Harry Potter? Onyx Storm?
Ich freue mich über “interreligiösen” und “-weltanschaulichen” Austausch :)
Wie schön. Mein Vatertag betstand aus drei Stunden Monopoli mit unseren drei Halbwüchsigen und einem Film. Club der Toten Dichter. Dein Text war ein passender Abschluss. Eine Zugmeditation. Danke!
Interessante Gedanken aus vielen verschiedenen Richtungen. Danke fürs Aufschreiben und Teilen.
"Ich vermute, dass man nur aus der eigenen Entscheidung heraus absolut böse werden kann. Aber woher kann ich wissen, dass ich nicht eines Tages, in der fernen Zukunft, genau eine solche verheerende Entscheidung treffen könnte?"
Das verstehe ich gut. Wenn man genug Lebenserfahrung hat und das eigene Potential zum Bösen mitbekommen hat - oder auch das derjenigen von denen man solches nie geahnt hätte - kann man wirklich Angst bekommen.
Aber woher wissen wir was böse ist? 90% der Sexualstraftäter halten sich für unschuldig. Ab wann ist man böse, zu böse, gerade noch so gut oder normal gut?
Wer bewertet das? Das Gesetz? Die gesellschaftliche Norm? Im antiken Rom war es normal ungewollte Babys von der Klippe zu werfen. Kein schlechtes Gewissen.
Sind wir denn jetzt, so wie wir sind, gut oder böse? Wenn es eine Waage gibt, auf der unsere Taten und Gedanken ausbalanciert werden, wer hat diese in der Hand? Wie werden die einzelnen Handlungen gewichtet? Von wem? Von unseren Freunden, Feinden oder Opfern? Oder von uns selbst? Aber sind wir nicht viel gnädige mit uns selbst als mit anderen? Können wir das objektiv beurteilen?
Freue mich über deine Gedanken dazu und zugfahrtunabhängigen interreligiösen Austausch ;)