Aus der Not eine Tugend machen
Nichts geschrieben diese Woche, trotzdem gibt es was zu lesen :)
Ich war die vergangene Woche so beschäftigt damit, Gefühle zu erleben und neue Erfahrungen zu sortieren, vielleicht war es auch genau anders herum, dass ich nicht nur nichts geschrieben habe, sondern gefühlt noch weniger als das. Ich vermute, dass ich damit meine, dass ich nicht einmal einen kohärenten Gedanken in meinem Kopf hatte, was ich vor habe.
Ich konnte mich neben all dem Anderen nicht einmal entscheiden, worüber ich geschrieben hätte, wenn ich geschrieben hätte. Dabei fühlte ich mich diese Woche nicht verwirrt, fast im Gegenteil, ich fühlte mich sehr klar. Aber ich war schlicht zu beschäftigt.
(Ich habe auch meine Hausarbeit aufs Sträflichste vernachlässigt. Meine Holden mögen es mir verzeihen. Immerhin gab es manchmal gutes Essen!)
(Und ehrlichkeitshalber: Ich habe Einiges geschrieben. Es ist nur nichts dabei herausgekommen, was zu veröffentlichen wäre,1 und es ging in zu viele verschiedene Richtungen.)
Äh… okay, Jung, ist ja nicht so schlimm, Schwamm drüber, ist ja auch nicht das erste Mal, dass Du versagst, aber warum ist das hier mehr als eine Note wert?
I’m glad you ask. Ich habe beschlossen, aus dieser Not eine Tugend zu machen, und meine Werke und Tage Abonnenten dazu einzuladen, also Euch, sich nun auch mein Um zu leben Projekt anzuschauen, das ich heute begonnen habe und in dem ich wahrscheinlich ebenfalls wöchentlich veröffentlichen werde.
Hm, weiß nicht, ich leb’ ja eigentlich schon, warum sollte ich also etwas anklicken, das Um zu leben heißt?
Bei Um zu leben handelt es sich keinstenfalls um eine Anleitung, wie man lebt, sondern eher um eine Beschreibung, wie man nicht lebt. Es ist ein Roman-Manuskript, das ich in meinem Schreibtisch gefunden habe, als ich ihn kürzlich ausräumte, um ihn in mein neu-entstandenes Arbeitszimmer zu stellen. (Manch einer erinnert sich vielleicht an die dazugehörige Note:
Okay… hast du das geschrieben, oder was?
Ja klar hab ich das geschrieben, wer sonst?2
Nein, das hat mein Alter Ego Darnoc verfasst und zurückgelassen, als er sich irgendwohin verpisste und nicht mehr aufgetaucht ist, der Hund.
Und worum geht’s da?
Es geht um Das Motto könnte lauten: “In jedem Menschen steckt ein Pferd, das leidet.” (Proust) Das Zitat kommt im Roman auch vor. Generell kommen da einige Zitate drin vor. Also wenn Du Zitate liebst…
Und wovon handelt es?
Das ist doch völlig egal, Bruder Schwester Geschwister Bruder. Das erfährst du dann, wenn du es liest, schon früh genug. Und jetzt klick auf den Link.
Ich mach mir eigentlich nichts aus Romanen…
Das spielt zum Glück keine Rolle. Da ich es beim Redigieren kommentieren und mit Anekdoten aus meinem illustren Leben und Lesen spicken werde, kannst du es auch als Sachbuch betrachten, oder als Autobiographie; ja, vielleicht sogar als Poesie, wir werden sehen. Es finden sich auch Witze darin. Und natürlich Sex. Jede Menge Sex sogar. Mehr Sex als du jemals zuvor in einem Buch gefunden hast. Der beste Sex von dem du je gelesen haben wirst. Und der traurigste. Also, wie sieht’s aus?
Tja, hm… Sex mag ich schon, aber…
Ja klar, magst du Sex, sonst hätte der Darnoc ihn ja auch nicht da rein geschrieben. Wer mag ihn nicht? Also, sind wir uns handelseinig?
Ich mag Vulgarität nicht. Ich hab Angst, dass mir das zu krass ist.
Ach, keine Sorge. Der Sex kommt nicht zu Beginn. Es gibt ein langes Vorspiel. In Wahrheit wirst du überrascht sein. In Wahrheit geht es auch null um Sex. Es geht um Selbsterkenntnis und die Frage nach dem Sinn des Lebens und das hat beides mit Sex nur sehr begrenzt etwas zu tun. Sei also ganz unbesorgt.
Also gibt es gar nicht so viel Sex?
Doch, doch. Nun, das kommt ganz darauf an, wie viel für Dich viel ist. Es gibt Leute, die ich kenne, die finden, zehn Mal in einer Nacht nymphoman. Es gibt Leute, die ich kenne, die das anders sehen. Oder empfinden. Oder praktizieren. Aber lass uns uns mal nicht im Kreis drehen, schau’s Dir einfach mal an und dann entscheide selbst. Selbst, wenn dir der Sex nicht gefällt, dann magst du vielleicht die Poesie oder die Witze oder die Zitate. (Es gibt zum Beispiel auch Rilke-Zitate.) Oder die Schimpfwörter…
Oh Gott, es gibt Schimpfwörter?
Jup. Jede Menge Schimpfwörter sogar. Mehr Schimpfwörter als du jemals zuvor in einem Buch gefunden hast. Die besten Schimpfwörter, die du je gelesen haben wirst. Und die traurigsten. Also, wie sieht’s aus?
Das will ich natürlich nicht verpassen. Gib mal Link.
Nichts lieber als das. Ich freu mich über Likes und Fanpost. Ich freu mich über vernichtende Kritik. Aber denk bitte immer daran: Auch in uns beiden, in dir wie in mir, steckt ein Pferd, das leidet.
Nicht einmal eine schöne Fußnote. So schade!
Ich habe selten einen kohärenten Gedanken in meinem Kopf, wenn ich anfange zu schreiben. Oft glaube ich, dass genau das der Grund ist, warum ich schreibe. Danke für diesen Text. :)