Ich versetze mich spontan am Ende jedes Veröffentlichungsprozesses in mein Alter Ego Darnoc Lettink, der all meine abgespaltenen destruktiven Persönlichkeitsanteile enthält und darauf aus ist, mir eins auszuwischen, dies aber ebenfalls verdrängt hat, sodass er immer recht zahm bleibt. Seine abgespaltenen Persönlichkeitsanteile nennt er "Der Wurm" und dieser ist wirklich brutal, aber den lass ich nicht ans Internet.
Insgesamt war es ernst gemeint, aber humorvoll formuliert, und im Vergleich sind diese Anteile bei mir wrsl relativ wenig abgespalten und relativ gut intergriert, aber nur im Vergleich xD
Ich finde, der Darnoc klingt wie ein Gollum-artiges Viech, das in Höhlen haust und Leuten mit dem Knüppel eins überbrät (Knittel kommt übrigens von Knüppel).
Ich finde überhaupt nicht, dass dieser Artikel zu lang ist! Aber die Länge meiner Texte kennst du ja auch. ;-) Ich fand den Text gut strukturiert und auch mit den Absätzen angenehm gestaltet. Das Thema ist wichtig und beschäftigt mich auch. Eigentlich bin ich aktuell auch an einem Text über das Thema Bildung, komme aber mit meinem Schreiben die letzten zwei Monate gerade nicht mehr so vorwärts.
Gerade letzte Woche habe ich mir zwei Podcasts angehört von Menschen, die in der Schweiz neue Lernformate gestalten. Hier ist mir nochmal besonders hängen geblieben, dass das Problem eigentlich nicht die Schulen sind, sondern das Verständnis von "Lernen", welches wir in unserer Gesellschaft haben. Die Schule ist ja eigentlich wie ein Theater, das immer wieder neu inszeniert wird: Die Lehrperson tut so, als wüsste sie, was für die Kinder "da draussen im Leben" wichtig ist und versucht jeden Tag aufs Neue, dieses "Draussen" im Schulzimmer zu inszenieren. Statt dass sie einfach mit den Kindern nach draussen geht oder sie selber nachschauen lässt. Das führt dann zum Beispiel dazu, dass Erwachsene Menschen sagen "Hör mir auf mit dem Thema Lernen, da habe ich genug davon" - wenn sie eigentlich vielmehr genug von schulischen Institutionen haben. Auch dass wir explizit einzelne Menschen dazu autorisieren, dass sie jene sind, die "lehren" dürfen (wir nennen sie "Lehrpersonen") macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Das alte Sprichtwort "Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen" käme wahrscheinlich einem realistischeren Lernverständnis näher: Kinder lernen dort, wo ihr Interesse entfacht ist und von Menschen, die ihnen dabei helfen oder etwas vorzeigen können. Das kann auch die Nachbarin sein, oder der Grossvater, oder die Kioskverkäuferin. So wie es in anderen Zeiten oder in anderen Kulturen ganz normal war, dass Kinder einfach am Leben der Erwachsenen teilgenommen und dabei gelernt haben.
Entsprechend erscheint mir am vielversprechendsten, Lernräume projektbasiert zu gestalten (ein sehr schönes Beispiel aus einem Schweizer Bergdorf gibt es in diesem Film: https://youtu.be/xrpZNs7Dn0M?si=cWj_bSf8nqOtoaEU). Und dann wären wir auch schon bei deiner Frage: Mathe könnte vielleicht dann sexy sein, wenn sie einem helfen kann, ein Projektziel zu realisieren, welches ich mir selber gesetzt habe. Wenn ich einen Roboter programmieren möchte, dann werde ich die dafür notwendige Mathematik sehr gerne lernen. Genau so verhält es sich wahrscheinlich bei kleinen Kindern, die einen kleinen Laden führen oder ein kleines Fest organisieren möchten.
Mit anderen Worten: Was Mathe sexy machen könnte, wäre die Abschaffung der Schulfächer!
Hey jo, vielen Dank für Deinen langen Text. Das weiß ich insbesondere zu schätzen, da Du ja schreibst, dass du wenig zum Schreiben kommst. Du schreibst aber -- meinem letzten Stand nach -- auch an einem Buch? (Darum, dachte ich, veröffentlichst du hier in letzter Zeit sehr wenig.)
*
Es gibt sehr viele coole Projektschulen. Beard umtreibt die Frage, wie diese Projekte, die oft von sehr engagierten Lehrern und (zumindest in seinen Beispielen) reichen Eltern oder Investoren getragen werden, auf "alle Kinder" skalierbar wird. Und ich denke, ein Teil der Antwort ist, dass man eigentlich zuerst auf "alle Lehrer" skalieren müsste -- und vllt müsste das heißen, dass Lehrer immer auch einen anderen Beruf haben sollten? Oder eben anders herum gedacht, die Schüler mehr in die Berufswelt eintauchen. (Ich glaube Precht hat in diese Richtung gedacht.) Es fehlt (in Deutschland zumindest) aber vollkommen am politischen Willen, bildungspolitisch irgendetwas grundlegend zu verändern. (Ich bin diesbezüglich auch etwas enttäuscht vom BSW.) Ist das in der Schweiz anders? Oder haben die Schulen mehr Freiheiten, gute Ideen schlicht umzusetzen? (grassrootsmäßig)
*
Gute Ideen auch zum Mathe sexy machen. Natürlich können nicht alle Schüler Mathe sexy finden, aber es finden ja auch nicht alle Menschen Benicio del Toro sexy (random Beispiel, und ich meine den aus den frühen 0er Jahren).
Ja, das Buch... da bin ich aktuell in einer Phase, wo das am "gären" ist. Alles braucht seine Zeit. Dass ich wenig zum Schreiben gekommen bin, hat eher mit sehr viel Arbeit vor den Sommerferien und dann Sommerferien zu tun.
Dass Schüler mehr in die Berufswelt eintauchen, scheint mir auch ein guter Ansatz. In Bern gibt es seit einiger Zeit eine "Schule" in einer Co-Working-Community (https://www.colearningbern.ch). Die Idee ist hier genau die, dass die Schüler (oder einfach: Kinder) dorthin gehen, wo die Erwachsenen auch sind. Früher war das ja immer so. Auch wenn es oftmals bedeutet hat, dass man dann den Handwerksbetrieb seines Vaters übernehmen musste. Marco Jakob, einer der Gründer des Co-Learnings in Bern, hat in einem Podcast dazu gesagt, dass die Schulen nicht per Zufall dann entstanden sind, als die Fabriken aufkamen. Ab da war es schlichtweg zu gefährlich resp. zu ungesund, dass die Kinder mit den Eltern mit auf die Arbeit gingen. Heute wäre das jedoch in den meisten Berufen wieder unbedenklich - jedoch oft wohl auch: total langweilig (Stichwort Bullshit-Jobs).
In der Schweiz gibt es viele tolle Privatschulen, die jedoch sehr mit der Finanzierung zu kämpfen haben. Im Kanton Glarus gab es im Mai 2025 eine Abstimmung für die Einführung von Bildungsgutscheinen (https://bildungsgutscheine.ch). Die Idee fand ich toll: Mit Steuergeld werden nichtmehr automatisch die öffentlichen Schulen finanziert, sondern jedes Kind kriegt einen Bildungsgutschein mit dem entsprechenden Gegenwert und kann damit entweder eine öffentliche oder eine private Schule besuchen. Leider wurde die Abstimmung aber deutlich abgelehnt. Das Thema wird sicherlich wieder auftauchen, aber bis eine solche Abstimmung gewonnen werden kann, dauert es wohl noch eine Weile.
Das Co-Learning in Bern ist rein rechtlich gesehen keine Privatschule, sondern alle Kinder sind im Home-Schooling und treffen sich dann einfach dort zum gemeinsamen Lernen. Während in Bern lediglich Oberstufenschüler sind, entsteht in der Ostschweiz aktuell ein Lernort, wo Home-Schooling-Kinder bereits ab der ersten Klasse gemeinsam Lernen können. In der Schweiz ist Home-Schooling in den meisten Kantonen erlaubt, teilweise braucht es jedoch eine Person mit Lehrdiplom.
Das sind spannende Hinweise, danke! Auch die Idee, dass allgemeine Schulen mit den Fabriken einhergehen. In Belgien ist Home Schooling auch erlaubt. Meine Frau und ich hatten überlegt, ob wir nicht eine “Schule” in dem von dir beschriebenen Format gründen könnten — offiziell alle Kinder im Homeschooling, um sich Bürokratie zu ersparen, aber man lernt zentral zusammen. Uns hat dann aber die Heterogenität der Home Schooling Eltern hier doch vorerst etwas abgeschreckt. Unsere ältere Tochter wird jetzt auf eine Waldorfschule gehen. Aber mal sehen, nach den ersten 8 Jahren könnte ich mir vorstellen, dass wir experimentieren.
Wir sprechen auch immer wieder darüber, wie wir das mit der Schule wirklich machen sollen. Unser ältester Sohn startet jetzt nächste Woche mit dem Kindergarten an einer öffentlichen Schule. Meine Frau war die ersten zwei Schuljahre an einer freien privaten Schule und war dort überhaupt nicht glücklich. Ihre Eltern hatten diese Schule mit gegründet und schlussendlich nach ein paar Jahren alle Kinder wieder an die öffentliche Schule geschickt. Der alternative Weg ist also auch nicht ganz einfach.
Danke für den Artikel. Sehr informativ und trotz Länge gut lesbar.
Zum Gamification-Aspekt: Ich nutze ihn selbst gerne und meine mein Gehirn so besser zu beschäftigen als durch den reinen Konsum bewegter Bilder. Dennoch würde ich der Aussage zustimmen, dass es die Willensstärke schwächt. Bei Huberman habe ich mal gehört, dass gerade das Unangenehme bzw. die bewusste Überwindung desselbigen den Willen stärkt. Wie immer spielen hier aber wahrscheinlich wieder viel zu viele weitere Faktoren ebenfalls eine Rolle: Gesundheitszustand, Geschlecht, emotionale Verfassung, Beziehungsfragen, persönliche Glaubenssätze… das könnte man wohl ins Unendliche spinnen.
Vielleicht ist es am Ende eine sehr individuelle Frage, wie das Lernen optimal gefördert werden kann. Insofern, denke ich, sind tatsächlich die Lehrer Dreh- und Angelpunkt des Geschehens.
Daher meine Antwort auf die Frage: Wie Mathe sexy wird? Das hängt wohl vom Mathelehrer ab. ;) (was unterrichtest du nochmal?)
Den Willen stärken ist äußerst wichtig. Man könnte sich sogar auf die These versteigen, dass kollektive Willensschwäche für die Gesamtsituation maßgeblich verantwortlich ist, in der wir uns befinden.
Ich bin Philosophie- und Englischlehrer, aber ich habe auch mal Mathe ein bisschen studiert.
Das ist definitiv ein großes Problem. Wie man dies behebt, ist eine ganz andere Frage. Im Fall der oben genannten Schule wird auf äußere Kontrolle gesetzt. Das ist ein wirksames Mittel, solange sie besteht. Wenn sich lange genug ein Übungseffekt einstellt, wird die Willensstärke gut genug trainiert sein um später auch ohne Kontrolle von Außerhalb zu funktionieren. Was tut man, wenn keine solchen Erziehungsmaßnahmen in jungem Alter erfolgt sind? Die Motivation muss wahrscheinlich groß genug sein. Wenn dir jemand eine Pistole an den Kopf setzt, oder dir eine Million anbietet, wird deine Motivation schon ausreichen um zu lernen.
Ich habe dazu -- Überraschung -- mal ein interessantes Buch gelesen: Willenserziehung, von Valentin Wember, einem erfahrenen Waldorflehrer. Darin hat er 60 Anregungen Rudolf Steiners gesammelt, wie man den Willen erziehen kann. Ist leider länger her, aber es war ganz erstaunlich, wie die Anregungen von sehr philosophisch zu äußerst praktisch reichen. Z.B. soll es eine sehr gute Willensschulung sein, sich eine andere Handschrift anzueignen. (Versehen mit der Warnung, dass man dann aber nie wieder so schnell wird schreiben können wie mit der als Kind gelernten.) (Muss ich demnächst nochmal lesen, haha!)
*
Beim erwachsenen Menschen, so würde ich es frei nach meinen geistigen Lehrern formulieren, muss dieser lernen, dass sein Denken so lebendig wird, dass aus diesem heraus sich ein Gefühl für die Richtigkeit einer Handlung bildet, und dieses motiviert den Willen zur Handlung.
Der wichtigste erste Schritt hierzu wäre, seine Wahrnehmungsfähigkeit nach außen zu trainieren, und daran anschließend seine Vorstellungsfähigkeit. (Z.B. eine Kerze oder eine Pflanze mehrere Minuten lang so betrachten, als wolle man sie hinterher malen, und sie dann (ohne sie noch zu sehen) in der Vorstellung nachschaffen, ggf. diese Schritte mehrfach wiederholen.)
Aber Vorsicht, mit dieser Art Übung stößt man relativ schnell eine Entwicklung an, die einen aus dem bisherigen Leben hinaus hebt. Das ist nichts für Menschen, die so bleiben wollen, wie sie sind xD
(Die Warnung ist nur halb ernst gemeint, der Mensch will sich ja entwickeln und es freut ihn auch, sich in der Entwicklung zu erleben; ABER: das Umfeld des Menschen merkt, wenn ein Mensch sich entwickelt und stört sich ggf. daran, weil es für sie bedeutet, dass sie sich auch entwickeln müssten, was aber mit allerlei Ängsten verbunden ist.)
*
Den Willen kann man also nicht direkt ansprechen, sondern man geht über das Denken, insbesondere das objektive (nicht träumerische) Vorstellungsleben. "Wenn ich träume, ist das dumm und ich verarsche mich, träumen ist zwar schön, doch die Dummheit schützt vor Strafe nicht." (ASD)
Was sich zur allgemeinen Faustregel verallgemeinern lässt, dass wir bei einem Problem selten erfolgt in der Lösung haben, wenn wir an der Stelle ansetzen, wo das Problem auftaucht. (Z.B. würde man auch bei Verspannungen in der Halswirbelsäule die Lendenwirbelsäule stärken und andersherum.)
Und was sich auf die sogenannten Chakren bezogen so ausdrücken ließe, dass die oberen Chakren (die das Gedanken- und Bewusstseinslicht mikrokosmisch darstellen) die unteren Chakren (in denen der Wille beheimatet ist) heilen.
*
Da ich nun sowieso schon esoterisch geworden bin: ich vermute, dass mein Lerneifer oder Lernfreude oder Lernmanie (nicht nur, aber auch) mit meinem Opa mütterlicherseits zusammenhängt. Dieser hatte aufgrund des 2. Weltkriegs nicht studieren können, ist dann nach dem Krieg Volksschullehrer geworden (vorher war er noch in der DDR im Knast wegen Flugblattverteilung und wurde vom Westen freigekauft), und hat aber wohl einen tiefen inneren Schmerz über seinen Mangel an (formaler) Bildung mit sich herumgetragen, obwohl er sich auch als Rentner noch autodidaktisch weiterbildete. Ich nehme an, das wirkt auf gewisse Weise stark in mir nach.
! Mann darnoCConrad ! Du bist gewaltig! DANKE diesmal für die LÄNGE – UND die Fußnoten! Genialer Artikel!
"Als Schüler hörte ich ca. in der siebten Klasse auf, regelmäßig Hausaufgaben zu machen, und im Unterricht träumte ich eigentlich nur vor mich hin." – Erstes teil(t)e ich zu 100%, zweites nur halb: Träumer (blondinet + blaue Augen), aber ab 10. Klasse kaum was aufgeschrieben, weil sehr aufmerksam zugehört.
"Alles, was man tun müsse, wäre, die Aufmerksamkeit zu fesseln". Diese verdammten Fesseln, die Faszination! NEIN! Es ist was ganz anderes! Danke für die unauffällig wiederkehrenden Hinweise auf die Waldorfpädagogik. Meine Frau hatte (in einer Phase von begleitendem Stützunterricht oder ähnlich) einen Schüler, der "überhaupt nicht sich konzentrieren und rechnen" konnte. Sie trat neben ihn, tat "nichts". Dann rechnete er. Nach einer Minute: "Wenn Sie neben mir stehen, geht es." – Aha!
Die Abstraktion der Mathematik darf erst geschehen, wenn die Anwendung an echten Beispielen veranschaulicht wurde. Erst ab einer gewissen mathematischen Bildung kann Mathematik ohne Anwendung existieren.
Im Nachhinein denke ich, man könnte differenzierter sagen, dass man einen gesunden Rhythmus aus unangenehmen und angenehmen Aspekten (des Lernens, der Schule, der Ehe...) braucht. Lieblingsfächer und Hassfächer sozusagen. Manche Dinge kann man vllt durchaus mit Gewinn und ohne Willensschwäche gamifizieren. Muss ich noch drüber nachdenken.
Oh absolut. Das habe ich ja auch nicht herausgelesen. Eher die Annahme, das Lernen an sich (fast) unmöglich oder nicht fördernd ist, wenn es kein Spaß macht. Mit der Vorstellung müsste man sich verabschieden (:
Wie immer kann ich nur auf Bruchteile eingehen ...
"Aus Filmmaterial lernen wir schlicht nicht so gut, wie aus Texten. Woran das liegen mag?"
Texte brauchen noch innere Kreativität, um sie verständlich zu machen. Jeder "erklärt" sich den Text selbst auf andere Weise, aber eben so, wie er/sie es braucht. Sag ich jetzt mal als von jeglicher pädagogischem Wissen unbelastete Person.
Ich verweigere bspw. bis heute die Herr-der-Ringe-Filme: Ich möchte mir die aus den Büchern (schon in den 1980ern gelesen) entstandenen inneren Bilder, an die kein Film herankommen kann, nicht kaputtmachen.
Als eher auditiver Mensch haben aber auch Zahlen/Zahlenreihen für mich einen inneren "Klang". Das wird bei jedem Menschen anders sein und ein Film kann das halt nicht für jeden individuell darstellen.
Und zur Gamifikation kam mir der Gedanke, dass ich bspw. sehr viel mehr aus historischen Romanen gelernt habe als im Geschichtsunterricht.
"In der Waldorfpädagogik sagt man: Das Schulkind lernt im zweiten Lebensjahrsiebt »aus Liebe zum Lehrer«, voller Vertrauen in das, was der Lehrer bringt."
Danke für dieses Zitat. Ich werd's meinem Neffen, der auf Grundschullehramt studiert, weitergeben!
Haha, ich hoffe, der Neffe kann damit etwas anfangen. Ist aber meines Eindrucks nach noch bei den 5.-Klässlern erlebbar. (Kleinere unterrichte ich ja nicht.) Dass sie einem am liebsten auf den Schoß klettern würden, zumindest teilweise. Und dass sie sich irre freuen, wenn das, was sie tun, dem Lehrer gefällt. Ich nehme an, durch alle möglichen lebensweltlichen Fehlanreize kann man das Kindern aber auch früh schon austreiben. Insofern werden die Bedingungen für Lehrer nicht leichter.
*
Der Hinweis mit den Historischen Romanen könnte ein Beispiel für die Fragestellung sein, die ich eben https://www.werke-und-tage.de/p/schule-lernen-denken/comment/143411607 hier gestellt hatte: Ob Gamification nicht an manchen Stellen sinnvoll sein kann. Und dass man einen gesunden Rhythmus braucht. Dazu passen auch Filme. Ich möchte eine Handvoll Filme die ich gesehen habe, nicht missen, selbst wenn ich auch die Bücher dadurch entdeckt und gelesen habe (Fight Club, Fear & Loathing in Las Vegas, Into the Wild fallen mir ein, als Filme ohne Buch Big Lebowski und generell die Coen Brothers, Dark City, Stay, Cypher). Aber egal, ich will nicht abschweifen :)
Ach, und Beard ist übrigens der -- vermutlich fachlich versierten -- Ansicht, dieses ganze Auditiv-Visuell-Haptisch-Orientiertsein sei mittlerweile empirisch widerlegt. Ich bin subjektiv aber anderer Ansicht, denn ich kann rein auditiv kaum Informationen verarbeiten (zum Leidwesen meiner Frau).
Richtig so! Wissenschaftler sind diese Toys, die im 18. Jahrhundert beschlossen haben, eine Definition des Wortes “Beere” zu erfinden, der nach die Hälfte unserer Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren…) keine Beeren sind, dafür aber Gurken, Melonen, Kürbisse, Auberginen und Bananen schon… wtf!? Was ist nur los mit denen?
Jepp. Sobald jemand sich selbst "Experte" nennt oder nennen lässt, geht bei mir der Rolladen runter. Da weiß ich dann, dass man mich bevormunden und gängeln will.
Moist, Dieser Artikel ist viel zu lang. Kommalklaraufdeinleben!
Das darf doch bitte immer noch der Leser entscheiden, Herr Knittel!
(Aber immer schön den eigenen Artikel liken und kommentieren - Traffic generieren muss sein ;)
Ich versetze mich spontan am Ende jedes Veröffentlichungsprozesses in mein Alter Ego Darnoc Lettink, der all meine abgespaltenen destruktiven Persönlichkeitsanteile enthält und darauf aus ist, mir eins auszuwischen, dies aber ebenfalls verdrängt hat, sodass er immer recht zahm bleibt. Seine abgespaltenen Persönlichkeitsanteile nennt er "Der Wurm" und dieser ist wirklich brutal, aber den lass ich nicht ans Internet.
Das erklärt einiges... ;) ist das der witzige Typ?
Ich denke, du meinst das schon ironisch. Und doch... Ich glaube, du meinst es auch erst.
> „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
die eine will sich von der andern trennen;
die eine hält, in derber Liebeslust,
sich an die Welt mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
zu den Gefilden hoher Ahnen.
…
Bin ich ein Gott? Mir wird so licht!
Ich schau’ in diesen reinen Zügen
die wirkende Natur vor meiner Seele liegen.
Ich fühl’ ein solches Glück,
ich kann mich kaum ertragen,
und doch –
ich bin nur ein Wurm.“
Goethe - Faust
Psalm 22,7
> „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.“
Ich habe definitiv so einen Teil Wurm in mir. Vielleicht nicht ganz so abgespalten wie du. Da kann in schnellem Wechsel beides coexistieren.
Insgesamt war es ernst gemeint, aber humorvoll formuliert, und im Vergleich sind diese Anteile bei mir wrsl relativ wenig abgespalten und relativ gut intergriert, aber nur im Vergleich xD
Ich finde, der Darnoc klingt wie ein Gollum-artiges Viech, das in Höhlen haust und Leuten mit dem Knüppel eins überbrät (Knittel kommt übrigens von Knüppel).
Cool!
Ja!
Ich finde überhaupt nicht, dass dieser Artikel zu lang ist! Aber die Länge meiner Texte kennst du ja auch. ;-) Ich fand den Text gut strukturiert und auch mit den Absätzen angenehm gestaltet. Das Thema ist wichtig und beschäftigt mich auch. Eigentlich bin ich aktuell auch an einem Text über das Thema Bildung, komme aber mit meinem Schreiben die letzten zwei Monate gerade nicht mehr so vorwärts.
Gerade letzte Woche habe ich mir zwei Podcasts angehört von Menschen, die in der Schweiz neue Lernformate gestalten. Hier ist mir nochmal besonders hängen geblieben, dass das Problem eigentlich nicht die Schulen sind, sondern das Verständnis von "Lernen", welches wir in unserer Gesellschaft haben. Die Schule ist ja eigentlich wie ein Theater, das immer wieder neu inszeniert wird: Die Lehrperson tut so, als wüsste sie, was für die Kinder "da draussen im Leben" wichtig ist und versucht jeden Tag aufs Neue, dieses "Draussen" im Schulzimmer zu inszenieren. Statt dass sie einfach mit den Kindern nach draussen geht oder sie selber nachschauen lässt. Das führt dann zum Beispiel dazu, dass Erwachsene Menschen sagen "Hör mir auf mit dem Thema Lernen, da habe ich genug davon" - wenn sie eigentlich vielmehr genug von schulischen Institutionen haben. Auch dass wir explizit einzelne Menschen dazu autorisieren, dass sie jene sind, die "lehren" dürfen (wir nennen sie "Lehrpersonen") macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Das alte Sprichtwort "Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen" käme wahrscheinlich einem realistischeren Lernverständnis näher: Kinder lernen dort, wo ihr Interesse entfacht ist und von Menschen, die ihnen dabei helfen oder etwas vorzeigen können. Das kann auch die Nachbarin sein, oder der Grossvater, oder die Kioskverkäuferin. So wie es in anderen Zeiten oder in anderen Kulturen ganz normal war, dass Kinder einfach am Leben der Erwachsenen teilgenommen und dabei gelernt haben.
Entsprechend erscheint mir am vielversprechendsten, Lernräume projektbasiert zu gestalten (ein sehr schönes Beispiel aus einem Schweizer Bergdorf gibt es in diesem Film: https://youtu.be/xrpZNs7Dn0M?si=cWj_bSf8nqOtoaEU). Und dann wären wir auch schon bei deiner Frage: Mathe könnte vielleicht dann sexy sein, wenn sie einem helfen kann, ein Projektziel zu realisieren, welches ich mir selber gesetzt habe. Wenn ich einen Roboter programmieren möchte, dann werde ich die dafür notwendige Mathematik sehr gerne lernen. Genau so verhält es sich wahrscheinlich bei kleinen Kindern, die einen kleinen Laden führen oder ein kleines Fest organisieren möchten.
Mit anderen Worten: Was Mathe sexy machen könnte, wäre die Abschaffung der Schulfächer!
Hey jo, vielen Dank für Deinen langen Text. Das weiß ich insbesondere zu schätzen, da Du ja schreibst, dass du wenig zum Schreiben kommst. Du schreibst aber -- meinem letzten Stand nach -- auch an einem Buch? (Darum, dachte ich, veröffentlichst du hier in letzter Zeit sehr wenig.)
*
Es gibt sehr viele coole Projektschulen. Beard umtreibt die Frage, wie diese Projekte, die oft von sehr engagierten Lehrern und (zumindest in seinen Beispielen) reichen Eltern oder Investoren getragen werden, auf "alle Kinder" skalierbar wird. Und ich denke, ein Teil der Antwort ist, dass man eigentlich zuerst auf "alle Lehrer" skalieren müsste -- und vllt müsste das heißen, dass Lehrer immer auch einen anderen Beruf haben sollten? Oder eben anders herum gedacht, die Schüler mehr in die Berufswelt eintauchen. (Ich glaube Precht hat in diese Richtung gedacht.) Es fehlt (in Deutschland zumindest) aber vollkommen am politischen Willen, bildungspolitisch irgendetwas grundlegend zu verändern. (Ich bin diesbezüglich auch etwas enttäuscht vom BSW.) Ist das in der Schweiz anders? Oder haben die Schulen mehr Freiheiten, gute Ideen schlicht umzusetzen? (grassrootsmäßig)
*
Gute Ideen auch zum Mathe sexy machen. Natürlich können nicht alle Schüler Mathe sexy finden, aber es finden ja auch nicht alle Menschen Benicio del Toro sexy (random Beispiel, und ich meine den aus den frühen 0er Jahren).
P.S. Dein Text zum Thema Bildung würde mich selbstredend sehr interessieren!
Ist gerade online gegangen: https://open.substack.com/pub/teildernatur/p/was-heisst-lernen-im-21-jahrhundert?r=dq59c&utm_campaign=post&utm_medium=web
Ja, das Buch... da bin ich aktuell in einer Phase, wo das am "gären" ist. Alles braucht seine Zeit. Dass ich wenig zum Schreiben gekommen bin, hat eher mit sehr viel Arbeit vor den Sommerferien und dann Sommerferien zu tun.
Dass Schüler mehr in die Berufswelt eintauchen, scheint mir auch ein guter Ansatz. In Bern gibt es seit einiger Zeit eine "Schule" in einer Co-Working-Community (https://www.colearningbern.ch). Die Idee ist hier genau die, dass die Schüler (oder einfach: Kinder) dorthin gehen, wo die Erwachsenen auch sind. Früher war das ja immer so. Auch wenn es oftmals bedeutet hat, dass man dann den Handwerksbetrieb seines Vaters übernehmen musste. Marco Jakob, einer der Gründer des Co-Learnings in Bern, hat in einem Podcast dazu gesagt, dass die Schulen nicht per Zufall dann entstanden sind, als die Fabriken aufkamen. Ab da war es schlichtweg zu gefährlich resp. zu ungesund, dass die Kinder mit den Eltern mit auf die Arbeit gingen. Heute wäre das jedoch in den meisten Berufen wieder unbedenklich - jedoch oft wohl auch: total langweilig (Stichwort Bullshit-Jobs).
In der Schweiz gibt es viele tolle Privatschulen, die jedoch sehr mit der Finanzierung zu kämpfen haben. Im Kanton Glarus gab es im Mai 2025 eine Abstimmung für die Einführung von Bildungsgutscheinen (https://bildungsgutscheine.ch). Die Idee fand ich toll: Mit Steuergeld werden nichtmehr automatisch die öffentlichen Schulen finanziert, sondern jedes Kind kriegt einen Bildungsgutschein mit dem entsprechenden Gegenwert und kann damit entweder eine öffentliche oder eine private Schule besuchen. Leider wurde die Abstimmung aber deutlich abgelehnt. Das Thema wird sicherlich wieder auftauchen, aber bis eine solche Abstimmung gewonnen werden kann, dauert es wohl noch eine Weile.
Das Co-Learning in Bern ist rein rechtlich gesehen keine Privatschule, sondern alle Kinder sind im Home-Schooling und treffen sich dann einfach dort zum gemeinsamen Lernen. Während in Bern lediglich Oberstufenschüler sind, entsteht in der Ostschweiz aktuell ein Lernort, wo Home-Schooling-Kinder bereits ab der ersten Klasse gemeinsam Lernen können. In der Schweiz ist Home-Schooling in den meisten Kantonen erlaubt, teilweise braucht es jedoch eine Person mit Lehrdiplom.
Das sind spannende Hinweise, danke! Auch die Idee, dass allgemeine Schulen mit den Fabriken einhergehen. In Belgien ist Home Schooling auch erlaubt. Meine Frau und ich hatten überlegt, ob wir nicht eine “Schule” in dem von dir beschriebenen Format gründen könnten — offiziell alle Kinder im Homeschooling, um sich Bürokratie zu ersparen, aber man lernt zentral zusammen. Uns hat dann aber die Heterogenität der Home Schooling Eltern hier doch vorerst etwas abgeschreckt. Unsere ältere Tochter wird jetzt auf eine Waldorfschule gehen. Aber mal sehen, nach den ersten 8 Jahren könnte ich mir vorstellen, dass wir experimentieren.
Wir sprechen auch immer wieder darüber, wie wir das mit der Schule wirklich machen sollen. Unser ältester Sohn startet jetzt nächste Woche mit dem Kindergarten an einer öffentlichen Schule. Meine Frau war die ersten zwei Schuljahre an einer freien privaten Schule und war dort überhaupt nicht glücklich. Ihre Eltern hatten diese Schule mit gegründet und schlussendlich nach ein paar Jahren alle Kinder wieder an die öffentliche Schule geschickt. Der alternative Weg ist also auch nicht ganz einfach.
Nein.
Danke für den Artikel. Sehr informativ und trotz Länge gut lesbar.
Zum Gamification-Aspekt: Ich nutze ihn selbst gerne und meine mein Gehirn so besser zu beschäftigen als durch den reinen Konsum bewegter Bilder. Dennoch würde ich der Aussage zustimmen, dass es die Willensstärke schwächt. Bei Huberman habe ich mal gehört, dass gerade das Unangenehme bzw. die bewusste Überwindung desselbigen den Willen stärkt. Wie immer spielen hier aber wahrscheinlich wieder viel zu viele weitere Faktoren ebenfalls eine Rolle: Gesundheitszustand, Geschlecht, emotionale Verfassung, Beziehungsfragen, persönliche Glaubenssätze… das könnte man wohl ins Unendliche spinnen.
Vielleicht ist es am Ende eine sehr individuelle Frage, wie das Lernen optimal gefördert werden kann. Insofern, denke ich, sind tatsächlich die Lehrer Dreh- und Angelpunkt des Geschehens.
Daher meine Antwort auf die Frage: Wie Mathe sexy wird? Das hängt wohl vom Mathelehrer ab. ;) (was unterrichtest du nochmal?)
Den Willen stärken ist äußerst wichtig. Man könnte sich sogar auf die These versteigen, dass kollektive Willensschwäche für die Gesamtsituation maßgeblich verantwortlich ist, in der wir uns befinden.
Ich bin Philosophie- und Englischlehrer, aber ich habe auch mal Mathe ein bisschen studiert.
Philosophielehrer …
Willensschwäche
Das ist definitiv ein großes Problem. Wie man dies behebt, ist eine ganz andere Frage. Im Fall der oben genannten Schule wird auf äußere Kontrolle gesetzt. Das ist ein wirksames Mittel, solange sie besteht. Wenn sich lange genug ein Übungseffekt einstellt, wird die Willensstärke gut genug trainiert sein um später auch ohne Kontrolle von Außerhalb zu funktionieren. Was tut man, wenn keine solchen Erziehungsmaßnahmen in jungem Alter erfolgt sind? Die Motivation muss wahrscheinlich groß genug sein. Wenn dir jemand eine Pistole an den Kopf setzt, oder dir eine Million anbietet, wird deine Motivation schon ausreichen um zu lernen.
Was ist es bei dir? Übung oder Motivation?
Ich habe dazu -- Überraschung -- mal ein interessantes Buch gelesen: Willenserziehung, von Valentin Wember, einem erfahrenen Waldorflehrer. Darin hat er 60 Anregungen Rudolf Steiners gesammelt, wie man den Willen erziehen kann. Ist leider länger her, aber es war ganz erstaunlich, wie die Anregungen von sehr philosophisch zu äußerst praktisch reichen. Z.B. soll es eine sehr gute Willensschulung sein, sich eine andere Handschrift anzueignen. (Versehen mit der Warnung, dass man dann aber nie wieder so schnell wird schreiben können wie mit der als Kind gelernten.) (Muss ich demnächst nochmal lesen, haha!)
*
Beim erwachsenen Menschen, so würde ich es frei nach meinen geistigen Lehrern formulieren, muss dieser lernen, dass sein Denken so lebendig wird, dass aus diesem heraus sich ein Gefühl für die Richtigkeit einer Handlung bildet, und dieses motiviert den Willen zur Handlung.
Der wichtigste erste Schritt hierzu wäre, seine Wahrnehmungsfähigkeit nach außen zu trainieren, und daran anschließend seine Vorstellungsfähigkeit. (Z.B. eine Kerze oder eine Pflanze mehrere Minuten lang so betrachten, als wolle man sie hinterher malen, und sie dann (ohne sie noch zu sehen) in der Vorstellung nachschaffen, ggf. diese Schritte mehrfach wiederholen.)
Aber Vorsicht, mit dieser Art Übung stößt man relativ schnell eine Entwicklung an, die einen aus dem bisherigen Leben hinaus hebt. Das ist nichts für Menschen, die so bleiben wollen, wie sie sind xD
(Die Warnung ist nur halb ernst gemeint, der Mensch will sich ja entwickeln und es freut ihn auch, sich in der Entwicklung zu erleben; ABER: das Umfeld des Menschen merkt, wenn ein Mensch sich entwickelt und stört sich ggf. daran, weil es für sie bedeutet, dass sie sich auch entwickeln müssten, was aber mit allerlei Ängsten verbunden ist.)
*
Den Willen kann man also nicht direkt ansprechen, sondern man geht über das Denken, insbesondere das objektive (nicht träumerische) Vorstellungsleben. "Wenn ich träume, ist das dumm und ich verarsche mich, träumen ist zwar schön, doch die Dummheit schützt vor Strafe nicht." (ASD)
Was sich zur allgemeinen Faustregel verallgemeinern lässt, dass wir bei einem Problem selten erfolgt in der Lösung haben, wenn wir an der Stelle ansetzen, wo das Problem auftaucht. (Z.B. würde man auch bei Verspannungen in der Halswirbelsäule die Lendenwirbelsäule stärken und andersherum.)
Und was sich auf die sogenannten Chakren bezogen so ausdrücken ließe, dass die oberen Chakren (die das Gedanken- und Bewusstseinslicht mikrokosmisch darstellen) die unteren Chakren (in denen der Wille beheimatet ist) heilen.
*
Da ich nun sowieso schon esoterisch geworden bin: ich vermute, dass mein Lerneifer oder Lernfreude oder Lernmanie (nicht nur, aber auch) mit meinem Opa mütterlicherseits zusammenhängt. Dieser hatte aufgrund des 2. Weltkriegs nicht studieren können, ist dann nach dem Krieg Volksschullehrer geworden (vorher war er noch in der DDR im Knast wegen Flugblattverteilung und wurde vom Westen freigekauft), und hat aber wohl einen tiefen inneren Schmerz über seinen Mangel an (formaler) Bildung mit sich herumgetragen, obwohl er sich auch als Rentner noch autodidaktisch weiterbildete. Ich nehme an, das wirkt auf gewisse Weise stark in mir nach.
! Mann darnoCConrad ! Du bist gewaltig! DANKE diesmal für die LÄNGE – UND die Fußnoten! Genialer Artikel!
"Als Schüler hörte ich ca. in der siebten Klasse auf, regelmäßig Hausaufgaben zu machen, und im Unterricht träumte ich eigentlich nur vor mich hin." – Erstes teil(t)e ich zu 100%, zweites nur halb: Träumer (blondinet + blaue Augen), aber ab 10. Klasse kaum was aufgeschrieben, weil sehr aufmerksam zugehört.
"Alles, was man tun müsse, wäre, die Aufmerksamkeit zu fesseln". Diese verdammten Fesseln, die Faszination! NEIN! Es ist was ganz anderes! Danke für die unauffällig wiederkehrenden Hinweise auf die Waldorfpädagogik. Meine Frau hatte (in einer Phase von begleitendem Stützunterricht oder ähnlich) einen Schüler, der "überhaupt nicht sich konzentrieren und rechnen" konnte. Sie trat neben ihn, tat "nichts". Dann rechnete er. Nach einer Minute: "Wenn Sie neben mir stehen, geht es." – Aha!
Danke, lieber Conrad! Bitte mach weiter!
Die Abstraktion der Mathematik darf erst geschehen, wenn die Anwendung an echten Beispielen veranschaulicht wurde. Erst ab einer gewissen mathematischen Bildung kann Mathematik ohne Anwendung existieren.
Bezieht sich das irgendwie auf meinen Text? Oder nur generell auf die Frage nach der sexy Mathematik?
Stimmt, das hätte ich dazu schreiben können. Ich bezog mich auf deine Frage danach, wie man Mathematik sexy machen könnte.
Exzellenter Text Conrad, danke. Der Punkt zur Willensschwäche und Gamification war mir neu aber es ist durchaus plausibel.
Im Nachhinein denke ich, man könnte differenzierter sagen, dass man einen gesunden Rhythmus aus unangenehmen und angenehmen Aspekten (des Lernens, der Schule, der Ehe...) braucht. Lieblingsfächer und Hassfächer sozusagen. Manche Dinge kann man vllt durchaus mit Gewinn und ohne Willensschwäche gamifizieren. Muss ich noch drüber nachdenken.
Oh absolut. Das habe ich ja auch nicht herausgelesen. Eher die Annahme, das Lernen an sich (fast) unmöglich oder nicht fördernd ist, wenn es kein Spaß macht. Mit der Vorstellung müsste man sich verabschieden (:
Wie immer kann ich nur auf Bruchteile eingehen ...
"Aus Filmmaterial lernen wir schlicht nicht so gut, wie aus Texten. Woran das liegen mag?"
Texte brauchen noch innere Kreativität, um sie verständlich zu machen. Jeder "erklärt" sich den Text selbst auf andere Weise, aber eben so, wie er/sie es braucht. Sag ich jetzt mal als von jeglicher pädagogischem Wissen unbelastete Person.
Ich verweigere bspw. bis heute die Herr-der-Ringe-Filme: Ich möchte mir die aus den Büchern (schon in den 1980ern gelesen) entstandenen inneren Bilder, an die kein Film herankommen kann, nicht kaputtmachen.
Als eher auditiver Mensch haben aber auch Zahlen/Zahlenreihen für mich einen inneren "Klang". Das wird bei jedem Menschen anders sein und ein Film kann das halt nicht für jeden individuell darstellen.
Und zur Gamifikation kam mir der Gedanke, dass ich bspw. sehr viel mehr aus historischen Romanen gelernt habe als im Geschichtsunterricht.
"In der Waldorfpädagogik sagt man: Das Schulkind lernt im zweiten Lebensjahrsiebt »aus Liebe zum Lehrer«, voller Vertrauen in das, was der Lehrer bringt."
Danke für dieses Zitat. Ich werd's meinem Neffen, der auf Grundschullehramt studiert, weitergeben!
Haha, ich hoffe, der Neffe kann damit etwas anfangen. Ist aber meines Eindrucks nach noch bei den 5.-Klässlern erlebbar. (Kleinere unterrichte ich ja nicht.) Dass sie einem am liebsten auf den Schoß klettern würden, zumindest teilweise. Und dass sie sich irre freuen, wenn das, was sie tun, dem Lehrer gefällt. Ich nehme an, durch alle möglichen lebensweltlichen Fehlanreize kann man das Kindern aber auch früh schon austreiben. Insofern werden die Bedingungen für Lehrer nicht leichter.
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Der Hinweis mit den Historischen Romanen könnte ein Beispiel für die Fragestellung sein, die ich eben https://www.werke-und-tage.de/p/schule-lernen-denken/comment/143411607 hier gestellt hatte: Ob Gamification nicht an manchen Stellen sinnvoll sein kann. Und dass man einen gesunden Rhythmus braucht. Dazu passen auch Filme. Ich möchte eine Handvoll Filme die ich gesehen habe, nicht missen, selbst wenn ich auch die Bücher dadurch entdeckt und gelesen habe (Fight Club, Fear & Loathing in Las Vegas, Into the Wild fallen mir ein, als Filme ohne Buch Big Lebowski und generell die Coen Brothers, Dark City, Stay, Cypher). Aber egal, ich will nicht abschweifen :)
Ach, und Beard ist übrigens der -- vermutlich fachlich versierten -- Ansicht, dieses ganze Auditiv-Visuell-Haptisch-Orientiertsein sei mittlerweile empirisch widerlegt. Ich bin subjektiv aber anderer Ansicht, denn ich kann rein auditiv kaum Informationen verarbeiten (zum Leidwesen meiner Frau).
Da Beard mich nicht kennt, ficht mich seine Ansicht nicht an 😁😎 Ich bin ein auditiver Typ.
Richtig so! Wissenschaftler sind diese Toys, die im 18. Jahrhundert beschlossen haben, eine Definition des Wortes “Beere” zu erfinden, der nach die Hälfte unserer Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren…) keine Beeren sind, dafür aber Gurken, Melonen, Kürbisse, Auberginen und Bananen schon… wtf!? Was ist nur los mit denen?
Jepp. Sobald jemand sich selbst "Experte" nennt oder nennen lässt, geht bei mir der Rolladen runter. Da weiß ich dann, dass man mich bevormunden und gängeln will.
https://substack.com/@genuegsamkeit/note/c-137358406